Verwaltungsgericht Regensburg Urteil, 24. Nov. 2016 - RO 2 K 14.832

published on 24/11/2016 00:00
Verwaltungsgericht Regensburg Urteil, 24. Nov. 2016 - RO 2 K 14.832
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Gericht

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Tenor

I. Das Verfahren wird eingestellt, soweit die Klage zurückgenommen wurde. Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

II. Der Kläger hat die Kosten des Verfahrens einschließlich der außergerichtlichen Kosten der Beigeladenen zu tragen.

III. Die Kostenentscheidung ist vorläufig vollstreckbar. Der Kläger darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in Höhe des zu vollstreckenden Betrags abwenden, wenn nicht die jeweilige Vollstreckungsgläubigerin vorher Sicherheit in gleicher Höhe leistet.

Tatbestand

Der Kläger wendet sich als Nachbar gegen die der Beigeladenen erteilte Baugenehmigung vom 11.4.2014 (Az.: 63.1/03261/2013-01) in der Gestalt des Änderungsbescheids vom 2.5.2014 (Az.: 63.1/03261/2013-01).

Der Kläger ist Eigentümer des Grundstücks FlNr. 2207/5 der Gemarkung R … (S …straße). Auf dieser befindet sich im westlichen Bereich zur S …straße hin ein Dreifamilienhaus, das auch der Kläger mit seiner Familie bewohnt. An der Südgrenze des klägerischen Grundstücks schließt im östlichen Bereich auf einer Länge von ca. 20 m das streitgegenständliche Baugrundstück FlNr. 2217 der Gemarkung R … (G …straße) an. Das klägerische Grundstück liegt im Verhältnis zur Nordseite des Grundstücks der Beigeladenen ausweislich des Ergänzungsplans vom 14.8.2014 ca. 1,7 m tiefer. Der Geländesprung wurde und wird von einer Stützmauer abgesichert. Diese Stützmauer ging früher in die Außenwand des rückwärtigen Gebäudes auf dem Grundstück des Beigeladenen über, das mittlerweile abgebrochen wurde. Der Abbruch ist nicht Gegenstand des streitgegenständlichen Bescheids. An der Nordseite des Baugrundstücks verbleiben laut Freiflächengestaltungplan der Beigeladenen 0,9 m der ehemals rückwärtigen Wand als Einfriedung. Planunterlagen früherer Bauvorhaben auf dem Grundstück FlNr. 2217 belegen, dass der rückwärtige Bereich des Baugrundstücks bereits seit mindestens 1890 bebaut war. In den früheren Plänen befand sich diese Bebauung ca. 1,5 m von nördlichen Grundstücksgrenze abgerückt, ab den Planunterlagen von 1907 auf der Grenze.

Mit Bescheid vom 11.4.2014 erteilte die Beklagte der Beigeladenen nach Maßgabe der eingereichten und mit Genehmigungsvermerk vom 11.4.2014 versehenen Bauvorlagen die bauaufsichtliche Genehmigung für die Sanierung des bestehenden Wohngebäudes und den Neubau eines Wohnhauses mit Tiefgarage (14 Kfz-Stellplätze) sowie 7 oberirdischen Kfz-Stellplätzen auf dem Grundstück FlNr. 2217 der Gemarkung R … Die Baugenehmigung enthält unter Ziffer IV Auflagen, in denen unter Spiegelstrich 4 angeordnet ist, dass die östliche Dachterrasse beim Neubau entsprechend des Roteintrags zu kürzen sei. Das Terrassengeländer sei entsprechend zu verschieben. Ferner ist in der Baugenehmigung ausgeführt, dass es sich um keinen Sonderbau handele und daher das Bauvorhaben gem. Art. 59 BayBO im sog. vereinfachten Baugenehmigungsverfahren geprüft wurde. Die Beklagte wies im Bescheid ausdrücklich darauf hin, dass sie das Vorhaben u.a. nicht hinsichtlich Brandschutz und Abstandsflächenvorschriften geprüft habe, soweit nicht nach Art. 63 Abs. 1 BayBO entsprechende Abweichungen beantragt wurden. Der Bescheid vom 11.4.2014 wurde dem Kläger am 15.4.2014 zugestellt. Er hatte auf den eingereichten Bauvorlagen die Unterschrift als Nachbar nicht erteilt.

Mit Bescheid vom 2.5.2014 wurde der Genehmigungsbescheid vom 11.4.2014 dahingehend geändert, dass die Auflage Ziffer IV. Spiegelstrich Nr. 4 ersatzlos aufgehoben wurde. Für die Errichtung der östlichen Dachterrasse im 2. Obergeschoss des Gebäudes G …straße mit einer Grundfläche von 9,41 m² gemäß Eingabeplanung vom Februar 2014 wurde die bauaufsichtliche Genehmigung erteilt. Der entsprechende Roteintrag in den genehmigten Plänen wurde insofern aufgehoben (Nr. 2 des Bescheids vom 2.5.2014). Die Errichtung der Dachterrasse sei bauplanungsrechtlich nach § 34 BauGB zulässig. Der Bescheid vom 2.5.2014 wurde dem Kläger am 6.5.2014 zugestellt.

Mit Schriftsatz seines Bevollmächtigten, eingegangen am 12.5.2014 beim Verwaltungsgericht Regensburg, ließ der Kläger Klage erheben. Am 8.8.2014 folgte ein Antrag nach § 80 Abs. 5 VwGO auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung der hier gegenständlichen Anfechtungsklage vom 12.5.2014. Die Beigeladene legte mit Schreiben vom 4.6.2014 (Eingang beim Verwaltungsgericht Regensburg am 5.6.2014) dem Verwaltungsgericht einen Ergänzungsplan „Ansicht Bestand und Schnitt Neubau“ vor. Mit Schreiben vom 14.8.2014 legte die Beigeladene einen weiteren Ergänzungsplan der Beklagten vor, der dem Gericht ebenfalls vorliegt.

Ausweislich des am 4.11.2015 dem Gericht vorgelegten Grabungsberichts führte die Firma A …GmbH zwischen 8.8.2014 und 13.8.2014 eine archäologische Beobachtung des Oberbodenabtrags durch.

Der Kläger stützt seine Klage im Wesentlichen – teils unter Verweis auf sein Vorbringen im vorläufigen Rechtsschutz - auf Folgendes:

Die genehmigte Planung sei schon wegen ihrer Unbestimmtheit formell rechtswidrig. Insbesondere fehle entgegen der Bauvorlagenverordnung die Darstellung des ursprünglichen Geländes. Das Schreiben der Beigeladenen vom 14.8.2014 könne insoweit nicht relevant sein, da es nicht Bestandteil der Baugenehmigung sei. Auch der dem Verwaltungsgericht übersandte Ergänzungsplan sei nicht Gegenstand der Baugenehmigung. Soweit die Beklagte vorbringe, dass dieser nach mündlichem Vorbringen das östliche Nachbargrundstück darstellen solle, sei dies nicht nachvollziehbar. Die Darstellung des ursprünglichen Geländes erscheine wesentlich, da entlang der gemeinsamen Grundstücksgrenze ein erheblicher Geländesprung verlaufe, so dass eine etwaige Aufschüttung durchaus Gewicht habe in Bezug auf die Wahrung der Nachbarrechte. Aus dem an das Verwaltungsgericht übersandten Ergänzungsplan ergäbe sich, dass die Grenzmauer des ursprünglich vorhandenen Grenzgebäudes in einer Höhe von immerhin 2,71 m (0,90 + 1,81) bestehen bleiben solle. Dies sei nicht mehr gem. Art. 57 Abs. 1 Nr. 7 BayBO verfahrensfrei und mit Blick auf die einmauernde Wirkung durchaus nachbarrelevant. Die Beklagte könne sich nicht damit entlasten, dass die Grenzmauer nicht Gegenstand der Baugenehmigung sei. Die genehmigte Planung erscheine darüber hinaus auch materiell rechtswidrig. Sie verletze insbesondere das Rücksichtnahmegebot. Zum einen erscheine die genehmigte Planung für den Neubau angesichts des bereits genannten Geländesprungs (von etwa 1,50 m) einmauernd und rücksichtslos. Auch mache es die verbleibende Grenzwand nicht besser, im Gegenteil: Sie bewirke, auch und gerade in Verbindung mit der dahinter geplanten Terrasse „Thekenhöhe“ . Der Kläger und seine Familie sähen sich der Beobachtung hinter einer Brüstung von immerhin 2,71 m Höhe ausgesetzt. Die Nachbarn schauten wie von einem Adlerhorst in das klägerische Grundstück hinab. Hinsichtlich der erdrückenden Wirkung komme es nicht allein auf die absolute Höhe an, sondern auf sämtliche Umstände des Einzelfalls, neben dem Geländeverlauf insbesondere die Entfernung von der Grundstücksgrenze und die vermittelte Einsehbarkeit des Grundstücks des Klägers. Auch die Breite und Länge des Bauvorhabens vermittelten eine Dominanz, die weit über das Bauvolumen des Gebäudes des Klägers hinausgehe. Soweit das „Ensemble R …straße“ zu Gunsten der Zulässigkeit des Bauvorhabens bemüht werde, könne gerade dies nicht überzeugen, da der in Rede stehende Baukörper nicht zu diesem Ensemble passe. Die Beigeladene könne sich nicht auf Bestandsschutz berufen. Das bestehende Grenzgebäude werde bis auf die Grundmauern beseitigt. Dadurch, dass eine vormals geschlossene Wand zu einer Balkonbrüstung umfunktioniert werde, erfahre dieses Bauteil eine abstandsflächenrechtlich relevante Umnutzung. Der Klägervertreter weist ferner darauf hin, dass mit Rücksicht auf den beschaulichen Garten des Klägers Grenzwand nebst Fensteröffnungen nur auf „Ruf und Widerruf“ ohne Verjährung oder Verwirkung gemäß dem Schreiben vom 6.9.1927 und dem Schreiben vom 11.1.1930 geduldet worden sei. Weder die Grenzwand noch der dahinter geplante Bau halte die Abstandsflächen ein. Hierbei sei das maßgebliche Urgelände auf der Ebene des Klägers zu suchen. Im Schriftsatz vom 19.9.2014 ergänzte der Klägervertreter im Rahmen des vorläufigen Rechtschutzes diesbezüglich, dass sich auf dem Baugrundstück ein mittlerweile abgerissener Bestand befunden habe, so dass das Urgelände dort wohl sogar auf Ebene der Fundamente noch unterhalb des Niveaus des Grundstücks des Klägers gelegen habe. Ferner führt der Kläger zum Rücksichtnahmegebot aus, dass die Lüftung der Tiefgarage entlang der gemeinsamen Grundstücksgrenze geplant zu sein scheine. Der Kläger und seine Familie würden zudem durch den Kellerlichtschacht der Tiefgarage mit unzumutbarem Lärm und sonstigen Immissionen beeinträchtigt. Gerade bei einer Nutzung wie der hier angestrebten dürfte es gerichtsbekannt sein, dass zahlreiche Quietschgeräusche durch Lüftungsschächte wie diese zu hören seien. Das Anwesen des Klägers stelle überdies ein Einzeldenkmal dar. Der überaus dominante Bau der Beigeladenen wirke sich auf den Dokumentationswert des Denkmals des Klägers aus. Soweit behauptet werde, die Fachstellen der Denkmalpflege hätten dem Bauvorhaben zugestimmt, sei diese Zustimmung vorzulegen. Nach dem Schreiben des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege vom 4.3.2014 werde dem Bauantrag denkmalfachlich nicht zugestimmt, sondern die Planung allenfalls hingenommen. Eine Zustimmung für den Neubau sei dem Kläger gänzlich unbekannt. Dies gelte auch bezüglich der Grenzmauer und für die Verhältnisse entlang der gemeinsamen Grenze.

Der Kläger beantragt,

den Bescheid der Stadt R … vom 11.4.2014 (Az.: 63.1/03261/2013-01) in der Gestalt des Änderungsbescheids vom 02.05.2014 (Az.: 63.1/03261/2013-01) aufzuheben.

Die Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen.

Sie begründet dies im Wesentlichen unter Bezugnahme auf die Ausführungen im vorläufigen Rechtschutz folgendermaßen:

Das Bauvorhaben sei kein Sonderbau und daher gemäß Art. 59 BayBO im vereinfachten Genehmigungsverfahren geprüft worden. Abstandsflächenvorschriften nähmen an diesem Prüfungsumfang nicht teil, deshalb könnten insoweit von vornherein keine Rechte des Klägers verletzt sein. Im Übrigen würden die Abstandsflächen zum klägerischen Grundstück ausweislich der genehmigten Bauvorlagen eingehalten. Der Geländeverlauf sei hinreichend dargestellt. Die Darstellung entspreche auch dem ursprünglichen Geländeniveau auf dem Baugrundstück. Dies habe die Beigeladene mit Schreiben vom 14.8.2014 unter Vorlage eines Ergänzungsplans gegenüber der Beklagten nochmals explizit bestätigt. Weshalb das tiefer liegende Gelände des Klägergrundstücks nach Ansicht des Klägers als Bezugspunkt für die Berechnung der Abstandsflächen herangezogen werden müsste, sei völlig unverständlich. Mit dem klarstellenden Ergänzungsplan vom 14.8.2014 sei der in der Hauptsache vorgelegte „Ergänzungsplan „Ansicht Bestand und Schnitt Neubau“ nicht identisch. Der dort eingezeichnete Geländebestand stelle nach mündlicher Aussage des Entwurfsverfassers und der Beigeladenen vom 14.8.2014 gegenüber der Beklagten das bestehende Gelände des östlichen Nachbargrundstücks FlNr. 2218 dar und nicht das auf dem Baugrundstück vorhandenen Gelände. Die genannten Pläne seien zwar nicht bauaufsichtlich genehmigt worden und daher nicht Streitgegenstand. Ihnen komme aber dennoch klarstellende Wirkung zu. Das Neubauvorhaben überschreite in seinen Maßen, insbesondere der Höhenentwicklung (Traufhöhe 9 m) nicht den Rahmen, der durch die umgebende Bebauung in der G …straße und der R …straße vorgegeben sei. Das Gebäude des Klägers habe eine Traufhöhe von 9 m, hinzukomme das aufgesetzte Satteldach. Demnach weise dieses Gebäude im Verhältnis zum streitgegenständlichen Neubau eine nahezu gleiche Traufhöhe und zusätzlich eine größere Firsthöhe auf. Das angefochtene Bauvorhaben habe daher gegenüber dem Anwesen des Klägers keine erdrückende Wirkung und sei nicht rücksichtslos. Der Kläger nehme für sich eine Baumasse in Anspruch, die er bei der Beigeladenen als rücksichtslos empfinde. Hinsichtlich neuer Einsichtsmöglichkeiten in den Gartenbereich des Klägers sei zu berücksichtigen, dass nicht jede Verschlechterung der Wohnsituation auf einem Grundstück durch Verwirklichung eines Bauvorhabens auf einem Nachbargrundstück automatisch eine Verletzung des Rücksichtnahmegebots bedinge. Erst wenn im Einzelfall Unzuträglichkeiten entstünden, die im nachbarschaftlichen Gegenseitigkeitsverhältnis nicht mehr zumutbar seien, stelle sich ein Vorhaben als rücksichtslos dar. Eine solche Situation trete vorliegend bei Berücksichtigung des gegebenen Bebauungszusammenhangs im „Ensemble R …straße“, insbesondere infolge der Einhaltung der Abstandsflächenvorschriften nicht ein. Der Gartenbereich sei durch einen dichten Baumbestand gekennzeichnet und auch von anderen Nachbargrundstücken aus seit jeher grundsätzlich einsehbar. Der Verdeutlichung dienten die beigefügten Luftbildaufnahmen. Die Grenzmauer sei in den genehmigten Bauvorlagen nicht dargestellt und nicht Gegenstand der Baugenehmigung. Auf pauschale Nutzungsspekulationen bezüglich missbräuchlicher Nutzung der Grenzmauer als Balkon könne der Kläger keine Verletzung von Nachbarrechten herleiten. Ca. 0,5 m von der Grenze des Klägergrundstücks entfernt sei ein Kellerlichtschacht (lichter Querschnitt 0,55 m x 1,15 m) vorgesehen. Dieser Lichtschacht diene der Belichtung und Querlüftung der Tiefgarage. Inwiefern dies gegenüber dem Kläger rücksichtslos sein solle, erschließe sich nicht. Überdies seien die Wohnräume des Klägers mindestens ca. 15 m vom Kellerlichtschacht der Tiefgarage entfernt und würden zudem durch einen dichten Baumbewuchs abgeschirmt. Auf denkmalschutzrechtliche Erwägungen könne sich der Kläger nicht berufen. Das Bauvorhaben wirke sich auf den Bestand oder das Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Anwesens S …-straße 19 a nicht erheblich aus. Die Fachstellen der Denkmalpflege hätten dem Bauvorhaben im Genehmigungsverfahren ausnahmslos zugestimmt.

Die Beigeladene beantragt,

die Klage abzuweisen.

Aus dem am 5.6.2014 vorgelegten Ergänzungsplan ergäbe sich der Altbestand mit entsprechenden Kreuzchen gelöscht und das Gelände sei ersichtlich. Ferner werde klar, dass die Planung für das Grundstück des Klägers nicht unerheblichen Vorteil bringe, was die Frage einer vermeintlich erdrückenden Wirkung angehe. Im Gegensatz zum Altbestand sei das neu zu errichtende Gebäude 6 m zurückgesetzt. Eine geringfügige Erhöhung im Verhältnis zum Altbestand sei in einem Ausmaß von nur 2 m erst ab einem Abstand von 9 m gegeben. Die Abstandsflächen seien eingehalten. In der Regel könne eine Verletzung des Rücksichtnahmegebots dann nicht behauptet werden, wenn die landesrechtlichen Abstandsflächenvorschriften eingehalten sind. Es sei nicht ersichtlich, dass von diesem Grundsatz abzuweichen sei, weil trotz Einhaltung der Abstandsvorschriften negative Auswirkungen des Vorhabens in Bezug auf die Belange ausreichender Belichtung, Besonnung und Belüftung sowie Begrenzung der Einsichtsmöglichkeiten ausgehen würden.

Mit Beschluss vom 10.11.2014 lehnte das Verwaltungsgericht Regensburg den Antrag im vorläufigen Rechtsschutz ohne mündliche Verhandlung ab (RO 2 S 14.1333). Das Gericht ging nach der im vorläufigen Rechtsschutz gebotenen summarischen Prüfung insbesondere nicht von einer Verletzung des Rücksichtnahmegebots aus. Es nahm hierbei an, dass die aus dem Bestand erhaltene Grenzmauer nicht Gegenstand der streitgegenständlichen Baugenehmigung sei. Der Kläger erhob gegen den Beschluss vom 10.11.2014 am 27.11.2014 Beschwerde, die der Bayerische Verwaltungsgerichtshof mit Beschluss vom 17.4.2015 (Az: 15 CS 14.2612) zurückwies. In seinem Beschluss äußerte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof zwar Zweifel daran, dass die aus dem Bestand verbleibende Grenzmauer nicht Gegenstand der streitgegenständlichen Baugenehmigung sei, kam jedoch auch unter Einbeziehung der Mauer zu keinem anderen Ergebnis als das Verwaltungsgericht.

Mit Schreiben vom 9.6.2015 teilte der Klägervertreter mit, dass der Kläger wegen Verletzung der Abstandsflächenvorschriften zivilrechtliche Schritte geltend machen werde und regte - da im Falle des Erfolgs der Klage die Baugenehmigung zwingend abgeändert werden müsse - eine Aussetzung des Verfahrens bis zur Entscheidung durch das Landgericht an. Diesbezüglich wies die Beigeladenen darauf hin, dass eine Baugenehmigung unbeschadet privater Rechte Dritter ergehe und damit die Klage selbst im Erfolgsfall keinen vorgreiflichen Charakter hätte. Wie sich aus den am 24.11.2016 von der Beigeladenen übergebenen Entscheidungen ergibt, wies das Landgericht Regensburg, die vom Kläger erhobene zivilrechtliche Klage gegen die … GmbH (Beigeladenen dieses Verfahrens) auf Beseitigung der an der Grundstücksgrenze verbliebenen Mauer mit Urteil vom 29.1.2016 ab. Am 28.4.2016 erging ein Hinweisbeschluss des OLG Nürnberg in der Sache. Die Berufung gegen das Urteil des Landgerichts wurde mittlerweile zurückgenommen.

Die mündliche Verhandlung vom 1.10.2015 wurde vertagt. Vor der Vertragung wurde der Sach- und Streitstand erläutert. Ergänzend betonte der Kläger hierbei, dass es sich auf Grund des Geländesprungs um eine besondere Situation handele, bei der – insbesondere aufgrund der Einsichtsmöglichkeiten - nicht ohne weiteres gesagt werden könne, dass mit Einhaltung der Abstandsflächenvorschriften auch das Rücksichtnahmegebot gewahrt sei. Die Beklagtenseite erläuterte, dass die Entwicklung durch das Bauvorhaben im Hinblick auf das Einzeldenkmal S …str. nicht negativ zu bewerten sei, weil Blickbeziehungen nicht gestört würden. Die Einzelbaudenkmäler seien dort eindeutig zum öffentlichen Straßenraum hin orientiert und hätten dort ihre Schaufassaden. Im rückwärtigen Bereich hin zum Grünraum seien sie hingegen deutlich reduziert. Im Hinblick auf das Ensemble sei die Entwicklung sogar positiv zu bewerten, weil es sich um eine gewisse Auflockerung der Bebauung weg von gewerblicher Nutzung hin zur Wohnnutzung handle und der Grünraum des Ensembles durch das Abrücken von der Grundstücksgrenze optisch erweitert würde. Insofern würde das Ensemble durch den Neubau gestärkt. Hinsichtlich der Tiefgarage erklärte die Beklagtenseite, dass die Tiefgarage nach den Planunterlagen über eine natürliche Be- und Entlüftung verfüge. In der mündlichen Verhandlung am 1.10.2015 stellte der Klägervertreter 4 bedingte Beweisanträge hinsichtlich unzumutbarer Einsichtsmöglichkeiten auf dem klägerischen Grundstück (Antrag 1), Lage der Grenzmauer (nicht auf der Grenze, sondern einige Meter abgerückt auf dem Grundstück des Beigeladenen) (Antrag 2) und Bodenbeschaffenheit hinter der Mauer (Anträge 3 und 4).

Auf Grund der mündlichen Verhandlung erging am 1.10.2015 ein Beschluss mit folgendem Inhalt:

I. Der Beklagten wird aufgegeben zur weiteren Sachverhaltsaufklärung die Grenze zwischen den Flurnummern 2217 und 2207/5 der Gemarkung R … durch Vermessung festzustellen oder feststellen zu lassen, sowie die bestehende Mauer in Bezug zu dieser Grenze einzumessen.

II. Der Beklagten wird aufgegeben die Abgrabungsberichte der Denkmalschutzbehörde im Zusammenhang mit dem streitgegenständlichen Vorhaben dem Gericht vorzulegen.

Mit Schreiben vom 27.10.2015 teilte das Gericht der Beklagten mit, dass es ihm hinsichtlich ZIff. I des Beschlusses vom 1.10.2015 im Wesentlichen um die Frage geht, ob die Mauer auf der Grenze steht oder nicht.

Am 27.10.2015 gingen mit Schreiben des Beigeladenenbevollmächtigten die Unterlagen zur Grabungsdokumentation ein. Der Beigeladenenvertreter führt hierzu ergänzend aus, dass ausgehend von der Dokumentation die Mauer seit jeher eine Stützmauer gewesen sei. Es sei das ursprünglich ebenfalls in jetziger Form liegende Gelände für die Baumaßnahme abgegraben und in gleicher Höhe wieder aufgefüllt worden. Einzig an der östlichen Grundstücksgrenze zu FlNr. 2218 hin sei bei der Arbeit eine Art „Unterkellerung“ in Gestalt eines ca. 4 – 5 qm großen Erdloches aufgefunden worden. Es handle sich dabei aber nicht um einen (im Schriftsatz Blatt 102 hier weiteres „nicht“) mit der Grundstücksgrenze zwischen Klägergrundstück und Beigeladenengrundstück im Zusammenhang stehenden Bereich. Das Ergebnis habe die Beigeladenen auch nicht überrascht, nachdem die gesamte bei einer Verlängerung der gemeinsamen Grenze gedachte Achse zwischen S …straße und W …straße die Linie für einen erheblichen Höhenversatz markiere, der schon seit urvordenklicher Zeit bestehe, nach Auffassung des Mitarbeiters der A … GmbH, die mit der archäologischen Untersuchung befasst waren, jedenfalls seit mindestens 200 Jahren. Ergänzend wird mit Schriftsatz vom 12.4.2016 vorgebracht, dass die G …straße überhaupt erst seit 1885 bestünde. Im Hinblick auf das von der Straße vorgegebene Höhenniveau sowie dem Umstand, dass Gebäude auf dem Baugrundstück zu keiner Zeit „im Hang“, sondern auf ebener Fläche aufstanden, sei die Tatsache des seit unvordenklichen Zeiten, zumindest aber seit den Zeiten, soweit man sie überhaupt überblicken könne, gleichgebliebenen Geländeniveaus auf dem Baugrundstück nicht ernsthaft hinweg zu diskutieren.

Am 4.11.2015 ging mit Schreiben der Beklagten der Abgrabungsbericht der Unteren Denkmalschutzbehörde ein. Mit Schriftsatz vom 16.11.2015 teilte die Beklagte mit, dass mangels abgemarkter Punkte und Grenzsteine der Stadt R … die Feststellung, ob die Mauer sich auf der Grenze befinde, rechtlich nicht möglich sei.

Der Klägervertreter wies im Schriftsatz vom 22.3.2016 insbesondere darauf hin, dass die zur Verfügung gestellten Unterlagen zeigen würden, dass das Baufeld von modernen/neuzeitlichen Bauschutt durchsetzt sei (Grabungstagebuch vom 11.08.14, Blatt Nr. 4). Man könne daher nicht von einem gewachsenen Grund sprechen.

Nach einem erfolglosen Terminierungsversuch des Gerichts beantragte der Klägervertreter mit Schriftsatz vom 24.08.2016:

1. Der Bescheid der Stadt R … vom 11.04.2014 (Az.: 63.1/03261/2013-01) in Gestalt des Bescheides vom 2.5.2014 (Az: 63.1/03261/2013-01) wird aufgehoben.

2. Die Beklagte wird verpflichtet, gegenüber der Beigeladenen bauaufsichtliche Maßnahmen des Inhalts anzuordnen, dass die an der gemeinsamen Grundstücksgrenze verbliebene Mauer zu beseitigen ist.

hilfsweise:

Die Beklagte wird verpflichtet, über den klägerischen Antrag auf bauaufsichtliches Einschreiten gemäß der Rechtsauffassung des Gerichts zu entscheiden.

Der Klägervertreter stützt die Klageerweiterung im Wesentlichen darauf, dass bereits mit Schreiben vom 7.8.2014 der Kläger bauaufsichtliches Einschreiten beantragt habe, worauf die Beklagte nicht reagiert habe. Die Klageerweiterung sei sachdienlich, da der bisher erarbeitete Prozessstoff verwertet werden könne. Auf Anfrage des Gerichts teilten die Beklagte mit Schriftsatz vom 5.9.2016 und die Beigeladene mit Schriftsatz vom 9.9.2016 mit, dass sie der Klageänderung nicht zustimmen. Auf den Hinweis des Gerichts hin, dass es die Klageänderung nicht für sachdienlich halte, erklärte der Kläger mit Schriftsatz vom 12.9.2016, dass er an der Klageänderung festhalte.

Am 24.11.2016 wurde die mündliche Verhandlung wiedereröffnet. Die Beklagtenvertreter und der Beigeladenenvertreter erklärten, dass sich ihr Klageabweisungsantrag auch auf die geänderte Klage beziehe. Der Klägervertreter erklärte nach Erörterung der Klageänderung, dass er an der Klageerweiterung im Schriftsatz vom 24.11.2016 nicht mehr festhalte. Die Beklagtenvertreter und der Beigeladenenvertreter stimmten einer teilweisen Klagerücknahme zu. Das Gericht hob den Beweisbeschluss vom 1.10.2015 in Ziffer I auf. Der Klägervertreter betonte, dass er an seinen Beweisanträgen vom 1.10.2015 festhalte.

Bezüglich der weiteren Einzelheiten wird auf die Gerichts- und Behördenakten RO 2 K 14.832, RO 2 S 14.1333 sowie die Niederschriften über die mündliche Verhandlung vom 1.10.2015 und 24.11.2016 verwiesen.

Gründe

Gegenstand der Klage ist der Baugenehmigungsbescheid der Beklagten vom 11.4.2014 (Az.: 63.1/03261/2013-01) in Gestalt des Änderungsbescheids vom 2.5.2014 (Az.: 63.1/03261/2013-01), den der Kläger mit Anfechtungsklage angreift, § 42 Abs. 1 1. Alternative Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) i.V.m. § 79 Abs. 1 Nr. 1 VwGO. Allerdings hat der Kläger durch seinen Bevollmächtigten mit Schreiben vom 24.8.2016 die Klage im Wege der nachträglichen objektiven Klagehäufung (§ 44 VwGO) um ein Verpflichtungsbegehren (bauaufsichtliches Einschreiten) in Gestalt einer Untätigkeitsklage nach § 75 Satz 1 VwGO erweitern lassen. Bei einer nachträglichen Klagehäufung handelt es sich um eine Klageänderung i.S.d. § 91 Abs. 1 VwGO, die hier nicht nach § 173 VwGO i.V.m. § 264 Zivilprozessordnung (ZPO) privilegiert und daher nur zulässig ist, wenn die übrigen Beteiligten einwilligen oder das Gericht die Änderung für sachdienlich hält. Ist die Klageänderung unzulässig, ist sie mit Prozessurteil abzuweisen (vgl. Kopp/Schenke, VwGO, § 91 Rn. 24). Mit Eingang des erweiterten Klagebegehrens bei Gericht wurde der Antrag auf Verpflichtung der Beklagten zu bauaufsichtlichem Einschreiten unbeschadet der Zulässigkeit der Klageänderung rechtshängig (§ 90 VwGO). Die Erklärung der Klägerseite in der mündlichen Verhandlung vom 24.11.2016, dass an der Klageerweiterung nicht mehr festgehalten werde, ist dementsprechend als Teilrücknahme der Klage zu werten, der die Beklagte zugestimmt hat (§ 92 Abs. 1 Satz 2 VwGO). Das Verfahren war daher insoweit gemäß § 92 Abs. 3 VwGO einzustellen.

Soweit sich der Kläger gegen die der Beigeladenen erteilte Baugenehmigung vom 11.4.2014 in der Gestalt des Änderungsbescheids vom 2.5.2014 wendet, ist die Klage zulässig, aber unbegründet. Es liegt keine Rechtsverletzung des Klägers durch den angefochtenen Baugenehmigungsbescheid in Gestalt des Änderungsbescheids vor (§ 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO).

Wer als Nachbar eine Baugenehmigung anficht, kann damit nur Erfolg haben, wenn die Baugenehmigung rechtswidrig ist und hierdurch zu prüfende nachbarschützende Normen verletzt sind. Der Kläger kann im Sinne des § 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO nur in seinen Rechten verletzt sein, wenn die Baugenehmigung gegen Vorschriften verstößt, die zumindest auch dem Schutz subjektiv-öffentlicher Rechte des Nachbar dienen und die im Baugenehmigungsverfahren zu prüfen sind.

Soweit sich der Kläger darauf beruft, dass die genehmigte Planung vom 11.4./2.5.2014 bereits wegen der fehlenden Darstellung des ursprünglichen Geländes aufgrund Unbestimmtheit formell rechtswidrig sei, kann dies nicht zum Erfolg der Klage führen. Denn der Kläger macht insoweit einen Verstoß gegen die Bauvorlagenverordnung (vgl. § 8 BauVorlV) geltend. Den Anforderungen an die Bauvorlagen, wie sie in der Bauvorlagenverordnung festgelegt sind, kommt jedoch keine nachbarschützende Wirkung zu (BayVGH, B.v. 10.4.2006 – 1 ZB 04.3506 – juris; ebenso VGH Baden-Württemberg, B.v. 12.2.2007 – 5 S 2826/06 – juris). Denn die Vorschriften der Bauvorlagenverordnung haben als Ordnungsvorschriften zu gelten, deren einziger Zweck es ist, eine sachgerechte und schnelle Bearbeitung der Baugesuche bei gleichzeitiger Schonung der knappen (staatlichen) Ressourcen zu gewährleisten. Sie dienen damit allein dem Schutz der Interessen der (staatlichen) Bauverwaltung und des Bauherrn selbst, nicht jedoch dem Schutz der Nachbarn.

Eine unter Verstoß gegen die Anforderungen der Bauvorlagenverordnung erteilte Baugenehmigung kann vom Grundstücksnachbarn deshalb nur dann mit Erfolg angegriffen werden, wenn die Bauvorlagen hinsichtlich nachbarrechtsrelevanter Merkmale nicht hinreichend bestimmt sind und infolgedessen eine Verletzung von Nachbarrechten bei der Ausführung des Bauvorhabens nicht ausgeschlossen werden kann (BayVGH a.a.O.). Zwar bleiben hierbei die im Antrags- und Klageverfahren vorgelegten Ergänzungspläne außer Betracht. Im vorliegenden Fall können aber die Abstandsflächen zum Grundstück des Klägers dem Eingabeplan „Grundriss Kellergeschoss und Erdgeschoss“ entnommen werden. Das Geländeniveau des Baugrundstücks ist in den eingereichten Plänen hinreichend erkennbar. Da es bezüglich des Neubaus hierauf ankommt, ist eine weitergehende Darstellung des Geländes, etwa in den Bereich des Grundstücks des Klägers hinein, nicht zwingend geboten. Eine Unbestimmtheit zu Lasten des Klägers ist nicht ersichtlich.

Ebenso wenig führt der Einwand der formellen Unbestimmtheit hinsichtlich der nördlichen Einfriedung, bzw. Stützmauer zum Erfolg. Zwar ist die Einfriedung lediglich als Bestand im Freiflächengestaltungsplan verzeichnet, da sowohl die Bauherrin als auch die Beklagte davon ausgingen, dass diese als Bestand nicht vom Umfang der Genehmigung umfasst sei. Hinsichtlich der Mauer muss jedoch die Besonderheit Berücksichtigung finden, dass sie – auch wenn man sie als von der Genehmigung umfasst sieht – jedenfalls schon bestand und nicht neu errichtet wird. Der Kläger konnte auf Grund des Freiflächengestaltungsplans, in denen auch die Höhenangaben der verbleibenden Mauer verzeichnet waren, die Auswirkungen des Vorhabens erkennen. Ausgehend davon, dass Nachbarschutz hinsichtlich der Unbestimmtheit von Plänen dann gewährt wird, wenn aufgrund der Unbestimmtheit der Bauvorlagen hinsichtlich nachbarrechtsrelevanter Merkmale eine Verletzung der Nachbarechte bei der Bauausführung nicht ausgeschlossen werden konnte (BayVGH a.a.O.), der Nachbar also nicht erkennen kann, ob und in welchem Umfang er von dem geplanten Vorhaben betroffen ist, ist im vorliegenden Fall der Bestimmtheit für den Nachbarschutz Genüge getan. Die Gefahr, dass der Kläger aufgrund der Planunterlagen Auswirkungen der Mauer nicht einschätzen konnte, bestand gerade nicht.

Soweit sich der Kläger auf die Nichteinhaltung der Abstandsflächen beruft, kann dies nicht zum Erfolg führen. Da es sich nicht um einen Sonderbau im Sinne des Art. 2 Abs. 4 Bayerische Bauordnung - BayBO handelt, wurde das Bauvorhaben gemäß Art. 59 BayBO im sogenannten vereinfachten Baugenehmigungsverfahren geprüft. Die Abstandsflächen gehören nicht zum Prüfprogramm im vereinfachten Baugenehmigungsverfahren (Art. 59 BayBO). Das Vorhaben wird vielmehr nicht hinsichtlich des Brandschutzes und der Abstandsflächenvorschriften geprüft, soweit nicht nach Art. 63 Abs. 1 BayBO Abweichungen beantragt wurden. Abweichungen von der Einhaltung der Abstandsflächenvorschriften zu Lasten des Antragstellers wurden im Sinne des Art. 63 BayBO im Bescheid vom 11.04.2014/2.5.2014 nicht erteilt. Die streitgegenständliche Baugenehmigung trifft insoweit keine Regelung, so dass eine Verletzung von nachbarschützenden Abstandsflächenvorschriften insoweit nicht in Betracht kommt (vgl. BayVGH, B.v.12.12.2013 – 2 ZB 12.1513 – juris; BayVGH, B.v. 17.3.2014 – 15 CS 13.2648 – juris).

Hinsichtlich der möglichen Verletzung nachbarschützender bauplanungsrechtlicher Vorschriften kommt allenfalls eine Verletzung des Gebots der gegenseitigen Rücksichtnahme in Betracht, gegen das das streitgegenständliche Vorhaben jedoch ebenfalls nicht verstößt.

Das Rücksichtnahmegebot ist keine allgemeine Härteklausel, die über den speziellen Vorschriften des Städtebaurechts oder gar des gesamten öffentlichen Baurechts steht, sondern Bestandteil einzelner Vorschriften des Baurechts. Im unbeplanten Innenbereich – in dem das streitgegenständliche Vorhaben liegt – ist eine Verletzung des in § 34 Abs. 1 BauGB enthaltenen Rücksichtnahmegebots ausgeschlossen, wenn sich ein Vorhaben nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der überbauten Grundstücksfläche in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt (BVerwG, U.v. 10.1.1999, BayVBl 1999, 568).

Das streitgegenständliche Vorhaben stellt sich weder im Hinblick auf die Einblickmöglichkeiten auf das klägerischen Grundstück, noch auf eine einmauernde oder abriegelnde Wirkung oder wegen Immissionen der Tiefgarage als unzumutbar und damit rücksichtslos dar.

Entspricht ein Bauvorhaben den bauordnungsrechtlichen Abstandsflächenvorschriften (Art. 6 BayBO), ist für das Gebot der Rücksichtnahme grundsätzlich kein Raum mehr (vgl. BVerwG, B.v. 6.12.1996 – 4 B 215/96 – NVwZ-RR 1997, 516; BVerwG, U.v. 28.10.1993 – 4 5.93 – juris Rn. 22; VG Ansbach, U.v. 6.5.2015 – AN 3 K 14.01416 – juris). Der Neubau des Klägers hält ausgehend von dem Geländeniveau des Baugrundstücks als natürlicher Geländeoberfläche und unter Berücksichtigung der Höhe des Bauwerks nach den eingereichten und genehmigten Plänen die Abstandsflächen ein. Wie sich aus dem vorgelegten Eingabeplan zu den Abstandsflächen ergibt, sind diese zum Grundstück des Klägers hin auch unter Berücksichtigung der Terrassenumwehrung des Neubaus gewahrt. Soweit an der nord-westlichen Ecke des Bauvorhabens sich nur ein Abstand von unter 6,90 m zum klägerischen Grundstück ergibt, das Gebäude aber einschließlich des Terrassengeländers 6,90 m (= H gem. Art. 6 Abs. 4 Satz 2 BayBO) hoch werden soll, wird dem dadurch Rechnung getragen, dass in diesem Bereich die Terrassenumwehrung entsprechend zurückversetzt wird. Die genehmigte Eingabeplanung lässt daher unbeschadet des Prüfungsumfangs im Baugenehmigungsverfahren nur eine Errichtung des Vorhabens unter Beachtung der gesetzlichen Abstandsflächen zu. Die vorragenden Balkone stellen zwar nach Art. 6 Abs. 8 Nr. 2 BayBO keine untergeordneten Bauteile dar, da sie mehr als ein Drittel der Breite der Außenwand und mehr als 5 m in Anspruch nehmen. Auch das 16m-Privileg des Art. 6 Abs. 5 BayBO kommt vorliegend aufgrund der Gesamtlänge der auf der Nordseite des Bauvorhabens gelegenen Außenwand nicht zum Tragen. Die allein durch die vorragenden Balkone bedingten Abstandsflächen kommen allerdings noch innerhalb des Grundstücks zum Liegen.

Die Abstandsflächenberechnung leidet auch nicht deshalb an einem Fehler, weil von der Geländeoberfläche, wie sie sich auf dem klägerischen Grundstück darstellt, auszugehen wäre. Maßgeblich für die Berechnung der Wandhöhe eines Gebäudes ist gemäß Art. 6 Abs. 4 Satz 2 BayBO die Geländeoberfläche. Dies ist je nach Lage des Falls die natürliche oder eine festgesetzte Geländeoberfläche auf dem Baugrundstück. Fehlt eine Festsetzung der Geländeoberfläche – wie hier – ist die maßgebliche Geländeoberfläche grundsätzlich die natürliche, gewachsene Oberfläche und nicht die durch Aufschüttungen oder Abgrabungen veränderte Geländeoberfläche. Im vorliegenden Fall ließ sich anhand der dem Gericht zur Verfügung stehenden historischen Karten, Luftbilder und Planunterlagen früherer Bauvorhaben auf dem Baugrundstück nachvollziehen, dass das Grundstück der Beigeladenen seit mindestens 1856 bebaut ist; seit 1890 mit einer Bebauung im rückwärtigen Raum zumindest ähnlich dem Gebäude, das im Vorfeld des geplanten Neubaus abgebrochen wurde. Ausweislich der historischen Pläne befindet sich ein rückwärtiges Gebäude mindestens seit 1907 an der nördlichen Grenze des Baugrundstücks. Auch zeigt eine Luftaufnahme aus dem Jahre 1945 den Gebäudebestand in etwa in der Form, wie auf Luftaufnahmen aus den Jahren 2007 und 2013. Anhaltspunkte, dass das äußere Gelände während der bebauten Zeit in den letzten Jahrzehnten verändert wurde, lassen sich nicht erkennen. Soweit der Klägervertreter vorbringt, die Aussage des Grabungsberichts, das Baufeld sei von modernen, neuzeitlichen Auffüllungen aus Bauschutt durchsetzt, spräche dafür, dass es sich bei dem Untergrund nicht mehr dergestalt um „gewachsenen Grund“ handele, dass er als Ebene für die Abstandsflächenberechnung herangezogen werden könne, kann dem nicht gefolgt werden. Zwar ist als „natürliche Geländeoberfläche“ grundsätzlich die gewachsene und nicht etwa die durch Aufschüttungen oder Abgrabungen veränderte Geländeoberfläche zu verstehen. Dies meint jedoch nicht, dass die Geländeoberfläche „seit jeher so vorhanden“ gewesen sein muss. Als zeitliche Grenze für die Feststellung, dass auch eine auf menschliche Einwirkungen zurückzuführende, gegenüber einem Nachbargrundstück erhöhte Geländeoberfläche als für die Abstandsflächenberechnung maßgebliche „vorhandene“ Geländeoberfläche angesehen werden kann, bietet es sich an, auf die am Zweck der Herstellung bzw. Wahrung des Rechtsfriedens orientierte dreißigjährige (Verjährungs-)Frist (vgl. § 195 BGB a.F., § 197 Abs. 1 BGB n.F., § 900 BGB) zurückzugreifen (vgl. BayVGH, B.v. 17.4.2015 – 15 CS 14.2612 – juris, OVG RhPf, B.v. 28.9.2005 – 8 A 10424/05 – juris Rn. 19 bis 22 unter Hinweis auf BayVGH, B.v. 14.1.1991 – 14 CS 90.3270 m.w.N.; BayVGH, B.v. 17.3.2003 – 2 CS 03.98 – juris Rn. 13; vgl. auch BayVGH, B.v. 2.3.1998 – 20 B 97.912 – juris Rn. 13 m.w.N.: mehr als 25 Jahre). Jedenfalls, wenn eine Geländeveränderung mehr als 30 Jahre zurückliegt, kann nicht mehr davon ausgegangen werden, dass das Gelände manipulativ verändert wurde, um gesetzliche Regelungen zu unterlaufen. Für eine Geländeveränderung in den letzten 30 Jahren ist jedoch nichts ersichtlich. Die langjährige Bebauung im rückwärtigen Bereich spricht eindeutig gegen Geländeveränderungen in diesem Bereich. Sie deutet vielmehr auf eine Geländeveränderung vor mehr als 100 Jahren hin. Hierfür spricht auch, dass sich Planunterlagen von 1880 auf ein Ziegeleinanwesen beziehen und sich im Grabungsbericht vom 12.8.2014 die Aussage „Auffüllungen aus Bauschutt und sehr viel Ziegelbruch deuten darauf hin, dass das Untersuchungsmaterial bereits seit Neuzeit durch Bodenbearbeitung gestört ist. Evtl. wurde hier ab etwa 18. Jh. Kies entnommen (?).“ findet.

Ein Abstellen auf das Geländeniveau des klägerischen Grundstücks wäre daher nur dann geboten gewesen, wenn das rückwärtige Gebäude auf dem Baugrundstück an der Grenze zum klägerischen Grundstück unterkellert gewesen wäre, so dass auch die Mauer im unteren Bereich in Wahrheit keine reine Stützmauer, sondern die Rückwand des abgebrochenen Gebäudes gewesen wäre, was jedoch nicht der Fall ist. Aus dem vom Gericht mit Beweisbeschluss vom 1.10.2015 angeforderten Grabungsbericht ergibt sich, dass das gesamte Baufeld neben stellenweise noch vorhandenen, modernen Ziegelmauerstücken und kleineren Betonfundamentresten, die im Zuge der vorangegangenen Abbrucharbeiten nicht vollständig ausgebrochen wurden, mit einer mächtigen Auffüllung aus Bauschutt und Ziegelbruch durchsetzt war. Diese Auffüllschicht wies eine Stärke von ca. 2,8 m bis max. 3,5 m unter dem bestehendem Geländeniveau auf. Die Einfüllung war an einigen Stellen mit Brandschutt und gelöschtem Kalk bis zu einer Tiefe von etwa 4 m durchsetzt, und in einzelnen Bereichen mit stark humosem Erdreich und verbrannten Holzresten durchmischt, wobei eine eindeutige Unterteilung in einzelne, zeitlich voneinander unterscheidbare Schichten nicht möglich war. Ferner war das Areal, das sich etwa 30 m in Ost-West-Richtung und ca. 17 m in Nord-Süd-Richtung erstreckte und ein annäherndes Rechteck von 500 m² bildete, umgeben von einer ca. 2,5 m tief unter Geländeniveau gegründeten Ziegelmauer, sowie einer nicht zeitlich genau einzuordnenden Bruchsteinmauer, deren Sohle etwa auf Bautiefe bei ca. -3,5 m unter dem bestehenden Gelände liegt. Ein Keller, der anhand der aktuellen Arbeiten erst abgerissen wurde, wird nur für den Osten der Fläche erwähnt (Grabungstagebuch vom 8.8.2014; Gesprächsnotiz vom 8.8.2014). Diese Feststellungen stimmen mit den Erkenntnissen überein, die das Gericht auf Grund der vorliegenden älteren Planunterlagen für das Baugrundstück gewonnen hat. Auch nach diesen befand sich lediglich im östlichen Bereich des rückwärtigen Gebäudes ein Keller (vgl. Planunterlagen von 15.1.1896 und Planunterlagen von 1927). Laut Plan von 1927 erstreckte sich der Keller von der westlichen Außenmauer des Gebäudes, das an der Grenze zum Nachbargrundstück (damaliger Eigentümer H …; jetzt FlNr. 2218) stand, 4,64 m nach Westen. Der unterkellerte Bereich grenzt damit nicht an das klägerische Grundstück an. Für den Bereich an der Grenze zum klägerischen Grundstück weisen weder der Plan von 1927, noch andere Pläne einen Keller aus. Verzeichnet sind in anderen Bereichen vielmehr lediglich ins Erdreich gegründete Mauern (vgl. Planunterlagen von 1937, 1927, 1907, 1896, 1892, 1890). In Anbetracht der Detailgenauigkeit der früheren Pläne kann aber davon ausgegangen werden, dass weitere Keller auch verzeichnet worden wären.

Den bedingten Beweisanträgen, bzw. -anregungen des Klägervertreters vom 1.10.2015 auf Einholung eines Sachverständigengutachtens zum Beweis, dass hinter der streitgegenständlichen Mauer kein gewachsener Grund vorhanden war in Höhe der verbliebenen Mauer, sondern das Baugrundstück „ursprünglich“ auf Ebene des Klägergrundstücks lag, musste das Gericht nicht folgen. Zum einen ist die Anregung insoweit unbestimmt, als in zeitlicher Hinsicht bewiesen werden soll, dass das Baugrundstück ursprünglich auf der Ebene des Klägergrundstücks lag. Für das streitgegenständliche Vorhaben wäre jedoch lediglich relevant, wenn das Grundstück aktuell oder aber zumindest innerhalb der letzten 30 Jahre auf dem Niveau des Klägergrundstücks gelegen wäre. Im Übrigen ergibt sich aus den Grabungsunterlagen und den Lichtbildern, dass der Boden mit Bauschutt und Ziegelbruch durchsetzt war. Bei diesen Bodenverhältnissen ist es bereits zweifelhaft, ob die Anregung des Klägers, zu klären, ob die Mauer „erdberührt“ war, geeignet wäre, Hohlräume festzustellen. Hinsichtlich der Frage vor dem Abbruch noch vorhandener Keller bieten überdies die auf Grund des Beweisbeschlusses vom 15.1.2015 vorgelegten Unterlagen, Lichtbilder in Zusammenschau mit den früheren Planunterlagen bereits ausreichend Beleg dafür, dass an der Klägergrenze kein Keller vorhanden war und die Mauer in diesem Bereich eine Stützmauer und nicht lediglich die Rückwand eines Gebäudes war. Ebenso wenig musste das Gericht der Beweisanregung folgen, soweit der Klägervertreter anregte, dass die Abrechnungen der Baufirmen zum Beweis vorgelegt werden sollten, dass sich jenseits der Mauer bis zu den Bauarbeiten kein gewachsener Grund befand. Hier fehlt es bereits an der Geeignetheit, da sich aus den Abrechnungen jedenfalls nicht die Lage eines möglichen Hohlraums ergeben hätte. Da aufgrund der oben genannten Gründe das Gericht nicht davon ausgeht, dass es sich bei der Mauer um eine Gebäuderückwand handelt, kam es für die Berechnung der Abstandsflächen im vorliegenden Fall nicht darauf an, ob die Mauer genau an der Grundstücksgrenze zum klägerischen Grundstück oder zurückversetzt auf dem Grundstück des Beigeladenen steht. Der Beweisbeschluss vom 1.10.2015 konnte daher in seiner Ziffer I aufgehoben werden.

Hinsichtlich des Neubaus wurde daher zu Recht für die Abstandsflächenberechnung auf das Baugrundstück abgestellt, mit der Konsequenz, dass dieser die Abstandsflächen ausweislich des Plans einhält.

Anders stellt sich die Situation bezüglich der bestehenden nördlichen Mauer dar. Diese gründet auf dem Niveau des klägerischen Grundstücks, so dass die Abstandsflächen ausgehend hiervon zu berechnen wären. Da die Stützmauer das Fundament der Einfriedung bildet, gibt sie ihre Eigenständigkeit auf und ist in der Folge als Teil der Gesamtmauer zu betrachten. Daher ist ausweislich des Ergänzungsplans vom 14.8.2014 auf eine Gesamthöhe von ca. 2,6 m (ca. 1,7 m Stützmauer und 0,9 m Einfriedung) abzustellen (vgl. auch VGH Baden-Württemberg, U.v. 24.3.2014 – 8 S 1938/12 – juris). Damit überschreitet die Mauer jedenfalls die 2 m Grenze, bis zu der gem. Art. 6 Abs. 9 Nr. 3 BayBO Stützmauern und geschlossenen Einfriedungen außerhalb von Gewerbe- und Industriegebieten ohne eigene Abstandsflächen zulässig sind. Es ist jedoch schon zweifelhaft, ob hinsichtlich der Mauer – auch wenn diese Gegenstand der streitgegenständlichen Baugenehmigung ist – die Abstandsflächenfrage in der Genehmigung überhaupt neu aufgeworfen wird. Die komplette Mauer war als Bestand bereits vorhanden. Der bis zur Höhe des Baugrundstücks reichende Teil bildet nicht die Grundlage für die erstmalige Schaffung neuer Verhältnisse, sondern schreibt lediglich den vorhandenen und vom Kläger bereits bisher hinzunehmenden Unterschied in den Höhen der aneinandergrenzenden Grundstücke auch für die Zukunft fest (BayVGH, B.v. 17.4.2015 – 15 CS 14.2612 – juris). Im oberen 0,9 m hohen Bereich war die Mauer als Teil einer Gebäuderückwand vorhanden und nimmt nun die Funktion einer Einfriedung wahr. Insofern liegt eine Nutzungsänderung der Mauer im oberen Bereich vor. Eine Nutzungsänderung löst allgemein dann eine abstandsflächenrechtliche Neubeurteilung aus, wenn sich im Vergleich zum bisherigen Zustand spürbare nachteilige Auswirkungen hinsichtlich der durch das Abstandsflächenrecht geschützten Belange der Belichtung, Belüftung und Besonnung oder des nachbarlichen „Wohnfriedens“ ergeben können (BayVGH, B.v. 27.2.2015 – 15 ZB 13.2384 – juris; BayVGH U.v. 12.1.2007 – 1 ZB 05.2572 – juris; VG München, U.v. 22.3.2016 – M 1 K 15.3239 – juris). Vergleicht man hier die Situation jetzt (Stützmauer und Einfriedung) mit der Situation vor der Nutzungsänderung (Stützmauer und Gebäuderückwand), so ergeben sich in Bezug auf Belichtung, Belüftung und Besonnung keine negativen Auswirkungen. Im Gegenteil dürfte es hier unzweifelhaft zu einer deutlichen Verbesserung der Situation für den Kläger kommen. Allerdings macht der Kläger eine Verschlechterung der Situation im Hinblick auf die Einblickmöglichkeiten geltend und damit einen grundsätzlich vom Abstandsflächenrecht geschützten Belang ( „Wohnfrieden“). Zweifelhaft ist jedoch, ob dadurch eine neue Abstandsflächenpflichtigkeit der bestehenden Mauer ausgelöst wird, da diese neuen Einsichtsmöglichkeiten zum einen nicht durch die Nutzungsänderung der Mauer im oberen 0,9 m Bereich ausgelöst werden, sondern bereits durch den Abbruch des Grenzgebäudes entstanden sind. Zum anderen ist fraglich, ob der Belang der „Einsichtnahmemöglichkeit“ speziell bei Mauern ein durch das Abstandsflächenrecht geschützter Belang ist. Denn würde man den Wunsch des Klägers nach weniger Einsichtnahmemöglichkeiten im Fall der Mauer nachkommen, wäre das auf der Hand liegende Mittel eine Erhöhung der Mauer, was aber gerade noch größere Abstandsflächen bewirken würde. Selbst wenn man jedoch davon ausgeht, dass die Abstandsflächenfrage durch die neue Teilnutzung der Mauer neu aufgeworfen wurde und man den für die Abstandsflächenberechnung ungünstigsten Fall unterstellt, dass die Mauer auf der Grenz steht, ergibt sich dennoch hieraus keine Verletzung des Rücksichtnahmegebots gegenüber dem Kläger. Denn die Tatsache, dass ein Vorhaben die Abstandsflächen nicht einhält kann zwar ein Hinweis auf einen Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot sein, sie führt aber nicht automatisch dazu, dass das Vorhaben rücksichtslos ist. Im Übrigen stünde aufgrund der Funktion der Mauer als Stützmauer und notwendige Umwehrung gem. Art. 36 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 Satz 1 BayBO auch die Möglichkeit einer Abweichung als naheliegend im Raum, da die Grundstückssituation aufgrund des Geländesprungs und der Vorbelastung eine Atypik aufweist (vgl. VG Augsburg, U.v. 19. Mai 2016 – Au 5 K 15.1603 – juris).

Maßgeblich für die Beurteilung, ob ein Vorhaben die notwendige Rücksichtnahme auf nachbarliche Belange vermissen lässt, sind alle Umstände des Einzelfalles - insbesondere der tatsächlichen und rechtlichen Vorbelastung der Grundstücke und des Gebiets, der tatsächlichen und rechtlichen Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit des Bauherrn und des Nachbarn sowie der Art und Intensität aller in Betracht kommenden städtebaulich relevanten Nachteile (vgl. BVerwG, U.v. 23.9.1999 - 4 C 6.98 - BVerwGE 109, 314; B.v. 16.12.2008 - 4 B 68.08 - BRS 73 Nr. 82 [2008]; VGH Baden-Württemberg., B. v. 8.11.2007 - 3 S 1923/07 - VBlBW 2008, 147; B.v. 20.3.2012 - 3 S 223/12 - juris). Bei der im Zusammenhang mit dem Gebot der Rücksichtnahme anzustellenden Interessenbewertung ist ausschlaggebend, was dem Rücksichtnahmebegünstigten und dem zur Rücksichtnahme Verpflichteten nach der jeweiligen Situation, in der sich die betroffenen Grundstücke befinden, im Einzelfall zuzumuten ist. Je empfindlicher und schutzwürdiger die Stellung des Rücksichtnahmebegünstigten ist, desto mehr kann er an Rücksichtnahme verlangen. Je verständlicher und unabweisbarer die mit dem Vorhaben verfolgten Interessen sind, umso weniger braucht derjenige, der das Vorhaben verwirklichen will, Rücksicht zu nehmen. Das Grundstück des Klägers war durch die zumindest jahrzehntelange massive Grenzbebauung und die ebenfalls bereits jahrzehntelang vorhandene Stützmauer vorbelastet. Der Kläger muss hierbei hinnehmen, dass Beeinträchtigungen, die von einem legal genutzten vorhandenen Bestand ausgehen bei der Interessenabwägung als Vorbelastung berücksichtigt werden, die seine Schutzwürdigkeit mindern (VG Saarland, B.v. 4.2.2013 – 5 L 15/13 – juris). Die gebotene Interesseabwägung fällt im vorliegenden Fall zugunsten des Beigeladenen aus. Auf Seiten des Klägers steht eine seit langen Jahren gegebene Geländesituation in Form eines Geländesprungs zum ca. 1,7 m höhergelegenen Baugrundstück. In Bezug auf Belichtung, Belüftung und Besonnung war das Grundstück Jahrzehnte einer massiven Grenzbebauung ausgesetzt. Diese Situation hatte dazu geführt, dass der östliche Bereich des klägerischen Grundstücks, ein dicht mit Bäumen besetzter Gartenbereich, vom Baugrundstück nicht eingesehen werden konnte. An dieser vor Nachbarblicken geschützten Lage möchte der Kläger festhalten, wozu allerdings nach Ansicht des Gerichts im Widerspruch steht, dass der Kläger zum einen zivilrechtlich versuchte, die Mauer beseitigen zu lassen und ferner im Laufe des streitgegenständlichen Verfahrens vorgeschlagene Abhilfemaßnahmen, wie z.B. eine Erhöhung der Mauer auf 1,4 m oder eine Milchglasscheibe vom Kläger abgelehnt wurden. Demgegenüber steht auf Seiten der Beigeladenen ihr Interesse, über ihr Eigentum gestaltend verfügen zu können, also Gebäude abzubrechen, das Grundstück baulich zu nutzen und zum Grundstück des Klägers hin ordnungsgemäß abzusichern (bauordnungsrechtlich gebotene Umwehrung Art. 36 Abs. 1 Nr. 1, Abs. 2 Satz 1 BayBO). Bei dieser Interessenlage kann, selbst wenn man davon ausgeht, dass die Grenzmauer nicht die Abstandsflächen einhält, nicht allein daraus ein Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot angenommen werden. Erst Recht nicht – wie vom Kläger vorgetragen – von einem Verstoß trotz Einhaltung der Abstandsflächen.

Ein Verstoß wäre nur zu bejahen, wenn das Vorhaben des Beigeladenen unter Berücksichtigung der Umstände des Einzelfalls, insbesondere der Vorbelastung für den Kläger unzumutbare Auswirkungen hätte. Dies ist jedoch nicht der Fall.

Die in erster Linie geltend gemachte vermehrte Einsichtnahmemöglichkeit, von der das Gericht auch ohne Augenschein ausgeht und die anhand der Lichtbilder, Luftbilder und Pläne beurteilt werden kann, so dass das Gericht dem bedingten Beweisantrag des Klägers vom 1.10.2016 auf Augenschein nicht folgen musste, führt nicht zur Rücksichtslosigkeit des genehmigten Vorhabens. Denn es gibt nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts in der Regel weder einen Schutz vor Verschlechterung der Aussicht noch vor Einsichtsmöglichkeiten von benachbarten Häusern (BVerwG, U.v.13.6.1980 – 4 C 98.77 – NJW 1981, 473). Der Kläger hat keinen Anspruch darauf, dass seine bisher für eine innenstädtische Lage ungewöhnlich gut vor Blicken geschützte Lage weiterhin besteht. Er hat nur einen Anspruch, vor unzumutbaren Einsichtsmöglichkeiten geschützt zu werden, die hier nicht vorliegen. Insbesondere in bebauten innerörtlichen Bereichen - wie hier - gehört es zur Normalität, dass von benachbarten Grundstücken bzw. Gebäuden aus Einsicht in das eigene Grundstück und in Gebäude genommen werden kann (vgl. OVG Bautzen, U.v. 31.05.2011 - 1 A 296/06 -, juris; OVG B-Stadt, B.v. 26.09.2007 - 2 Bs 188/07 -, ZfBR 2008, 73; Schleswig-Holsteinisches Verwaltungsgericht, U.v.8.5.2014 – 8 A 197/12 – juris). Die Grenze des Zumutbaren wird erst dann überschritten, wenn ein Vorhaben Einsichtsmöglichkeiten auf das Nachbargrundstück eröffnet, die über das hinzunehmende Maß hinausgehen, etwa wenn ein Balkon in unmittelbarer Nähe zu einem vorhandenen Schlafzimmerfenster errichtet werden soll oder wenn eine Dachterrasse aus kurzer Entfernung Einsichtsmöglichkeiten nicht nur in einen Innenhof, sondern auch in die Fenster eines Nachbargebäudes eröffnet (vgl. OVG Magdeburg, B. v. 12.12.2011 - 2 M 162/11 - BeckRS 2012, 46098, m.w.N.). Die mit der erhöhten Lage des Grundstücks der Beigeladenen verbundenen Einsichtsmöglichkeiten auf das klägerische Grundstück erreichen nicht das Ausmaß einer den Kläger unzumutbaren Beeinträchtigung. Die kürzeste Distanz von der nord-westlichen Ecke des Baugrundstücks zur süd-östlichen Ecke des klägerischen Wohnhauses beträgt über 9 m. Die Möglichkeit, insbesondere an der Mauer, direkt in den klägerischen Garten zu sehen besteht zwar unzweifelhaft, ist jedoch hinzunehmen. Es handelt sich beim Garten aber um einen weniger sensiblen Bereich, als z.B. einem Schlafzimmer. Soweit der Kläger vorbringt, dass die Mauer geradezu einlädt, an ihr zu verweilen und in den klägerischen Garten zu blicken, kann überdies nach allgemeiner Lebenserfahrung davon ausgegangen werden, dass dies, da hinter der Mauer nicht unmittelbar eine Terrasse anschließt, nicht im vergleichbaren Umfang der Fall sein wird, wie bei den vom Kläger als vergleichbar herangezogenen Dachterrassen. Dachterrassen laden – zumindest bei schönem Wetter - zum täglichen Aufenthalt, ein einer Terrasse vorgelagertes Rasenstück im Regelfall nur zum gelegentlichen Verweilen ein. Auch vom Neubau selbst, der wie oben ausgeführt, die Abstandsflächen einhält, ergeben sich keine unzumutbaren Einblicke. Der Geländesprung, der insoweit das Grundstück des Klägers vorbelastet, führt nicht dazu, dass ausnahmsweise trotz Einhaltung der Abstandsflächen das Gebot der Rücksichtnahme verletzt wird.

Auch soweit der Kläger vorbringt, dass das genehmigte Vorhaben einmauernd und erdrückend wirke, erkennt das Gericht hierin keinen Verstoß gegen das Rücksichtnahmegebot. Nach der Rechtsprechung ist ein Vorhaben aus tatsächlichen Gründen in der Regel dann nicht als rücksichtslos bzw. „erdrückend“ anzusehen, wenn es mit seiner Lage und seinen Abmessungen die landesrechtlichen Abstandsvorschriften einhält (vgl. BVerwG, B.v. 11.1.1999 – 4 B 128.98 – BayVBl. 1999, 568; BayVGH, B.v. 5.9.2016, a.a.O.), was für den Neubau – wie oben ausgeführt - der Fall ist. Es ist auch diesbezüglich nicht ausnahmsweise von einem Verstoß gegen das Gebot der Rücksichtnahme trotz Einhaltung der Abstandsflächen auszugehen. Eine Rechtsverletzung ist erst dann zu bejahen, wenn von dem Vorhaben eine unzumutbare Beeinträchtigung ausgeht. Eine Gesamtschau der Umstände des konkreten Einzelfalls ist maßgeblich dafür, ob insbesondere dem Vorhaben abriegelnde, einmauernde bzw. erdrückende Wirkung zukommt (BayVGH, B.v. 23.4.2014 – 9 CS 14.222 – juris - m.w.N.). Eine solche Wirkung kommt vor allem bei nach Höhe und Volumen übergroßen Baukörpern in geringem Abstand zu benachbarten Wohngebäuden in Betracht (vgl. BayVGH, B. v. 16.10.2012 – 15 ZB 11.1016 – juris). Eine erdrückende Wirkung könnte angenommen werden, wenn eine bauliche Anlage wegen ihrer Ausmaße, ihrer Baumasse oder massiven Gestaltung ein benachbartes Grundstück derart unangemessen benachteiligt, indem es diesem förmlich „die Luft nimmt“, wenn für die Nachbarn das Gefühl des „Eingemauertseins“ entsteht oder wenn die „schiere Größe des erdrückenden Gebäudes aufgrund der Besonderheiten des Einzelfalls derart übermächtig“ ist, dass das „erdrückte“ Gebäude oder Grundstück nur noch oder überwiegend wie eine vom „herrschenden“ Gebäude dominierte Fläche ohne eigene baurechtliche Charakteristik wahrgenommen wird. Dies ist im vorliegenden Einzelfall unter Berücksichtigung der Gesamtumstände und insbesondere auch unter Berücksichtigung des Geländesprungs zum Grundstück des Klägers aber nicht der Fall. Das Vorhaben überschreitet in den Maßen insbesondere der Höhenentwicklung nicht den Rahmen, der durch die umgebende Bebauung in der G …straße, S …straße und W …straße vorhanden ist. Auch das Gebäude des Klägers weist lt. Beklagte eine vergleichbare Traufhöhe auf, zudem durch das aufgesetzte Satteldach eine größere Firsthöhe. Dass sich das Vorhaben mit Erdgeschoss und zwei Stockwerken hinsichtlich Art und Maß der baulichen Nutzung nicht in die nähere Umgebung einfügt, ergibt sich auch unter Berücksichtigung der vorgelegten Luftbilder nicht (Schreiben der Antragsgegnerin vom 18.08.2014 mit Anlageschreiben der Architekten vom 14.08.2014 und weiteren Anlagen). Eine rücksichtslose massive Bauweise weist das geplante Gebäude G …straße nicht auf. Hierzu trägt auch die zurückversetze Bebauung nach Norden hin im 2. Obergeschoss bei. Eine Grenzbebauung, wie sie bisher bestand, erfolgt nicht, so dass sogar von einer Verbesserung der Belichtungs- und Belüftungsverhältnisse auf dem Grundstück des Klägers auszugehen ist. Hinsichtlich der bestehenden Mauer gilt auch für die Frage der erdrückenden Wirkung, dass, selbst wenn man davon ausgeht, dass diese die Abstandsflächen nicht einhält, dies nicht automatisch zur Rücksichtslosigkeit führt. Auch insoweit sind wie oben ausgeführt die Vorbelastung des Grundstücks und die Gesamtumstände zu beachten. Die verbliebene Mauer war als Stützmauer und Bestandteil der Rückwand des Grenzgebäudes bereits Jahrzehnte vorhanden. Im Vergleich zur Situation mit Grenzgebäude stellt sich die aktuelle Situation auch im Hinblick auf die von Klägerseite vorgebrachte „erdrückende“ Wirkung als deutliche Verbesserung dar. Im Übrigen verdecken und stützen die unteren ca. 1,7 m der Mauer (die Stützmauer) ohnehin nur den auch ohne Bebauung vorhandenen Geländesprung, während mit den oberen 0,9 m ein Minimum an Umwehrung sichergestellt wird.

Das Vorhaben ist auch nicht hinsichtlich der Tiefgaragennutzung dem Kläger gegenüber rücksichtslos. Zum klägerischen Grundstück gewandt ist ausweislich des genehmigten Plans lediglich ein Kellerschacht (0,55 m x 1,15 m) vorgesehen. Dieser Lichtschacht dient der Belichtung und Querlüftung der Tiefgarage, die laut genehmigter Planunterlagen über eine natürliche Be- und Entlüftung verfügt. Inwiefern entgegen der Einschätzung der Fachstelle im Genehmigungsverfahren durch diesen Kellerschacht von geringfügiger Dimension unzumutbare Abgase, Lärm und insbesondere Quietschgeräusche von der Tiefgarage ausgehen sollen, erschließt sich schon aufgrund der Lage und Dimensionierung nicht. Zudem besteht eine Abschirmung durch die bestehende Mauer. Im Übrigen befindet sich der Schacht ca. 15 m von der süd-östlichen Ecke des Wohngebäudes des Klägers entfernt. Im näheren Umfeld des Kellerschachtes befindet sich lediglich der Garten, der nicht zum dauerhaften Wohnaufenthalt bestimmt ist.

Die Baugenehmigung verletzt ebenso keine drittschützende Norm des Denkmalschutzrechts. Nach Art. 6 Abs. 1 Satz 2 BayDSchG bedarf die Errichtung, Veränderung oder Beseitigung von Anlagen in der Nähe von Baudenkmälern einer Erlaubnis, wenn sich dies auf Bestand oder Erscheinungsbild eines der Baudenkmäler auswirken kann. Die Baugenehmigung umfasst gemäß Art. 59 Satz 1 Nr. 3 BayBO i.V.m. Art. 6 Abs. 3 BayDSchG diese denkmalschutzrechtliche Erlaubnis. Damit sind die denkmalschutzrechtlichen Belange vom Prüfprogramm der Baubehörde erfasst. Art. 6 BayDSchG kann Drittschutz vermitteln, weil der Eigentümer eines Baudenkmals durch die Errichtung eines Vorhabens in der Nähe seines Denkmals in der Eigentumsgarantie des Art. 14 Abs. 1 Grundgesetz (GG) verletzt sein kann (BVerwG, U.v. 21.4.2009 – 4 C 3/08 – BVerwGE 133, 347; BayVGH, B.v. 4.8.2011 – 2 CS 11.997 – juris Rn. 4). Dies ist jedoch nur der Fall, wenn sich die Errichtung des Vorhabens auf den Bestand oder das Erscheinungsbild des Baudenkmals erheblich auswirkt. Darüber hinaus lässt sich dem bayerischen Denkmalschutzgesetz jedoch kein allgemeiner Drittschutz zugunsten des Denkmaleigentümers entnehmen (BayVGH, U.v. 24.1.2013 – 2 BV 11.1631 – juris Rn. 21). Nach Art. 6 Abs. 2 Satz 2 BayDSchG kann die denkmalschutzrechtliche Erlaubnis versagt werden, soweit das Vorhaben zu einer Beeinträchtigung des Wesens, des überlieferten Erscheinungsbilds oder der künstlerischen Wirkung eines Baudenkmals führen würde und gewichtige Gründe des Denkmalschutzes für die unveränderte Beibehaltung des bisherigen Zustands sprechen. Bei dieser Beurteilung ist in erster Linie auf den Wissens- und Kenntnisstand sachverständiger Kreise abzustellen (BayVGH, B.v. 4.8.2011 – 2 CS 11.997 – juris Rn. 5; BayVGH B.v. 15.1.2002 – 14 ZB 00.3360 – juris). Während des Genehmigungsverfahrens wurden die Untere Denkmalschutzbehörde sowie das Landesamt für Denkmalpflege beteiligt und entsprechende Vorgaben in die Baupläne eingearbeitet. Anhaltspunkte für negative Auswirkungen auf das Gebäude des Klägers finden sich in den Ausführungen der Fachbehörden nicht. Soweit von Klägerseite vorgebracht wird, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege habe mit Schreiben vom 4.3.2014 dem Vorhaben nicht zugestimmt, sondern es nur hingenommen, führt dies zu keinem anderen Ergebnis. Zum einen könnte der Kläger daraus keinen Drittschutz ableiten, zum anderen bezog sich das Schreiben laut Betreff ohnehin auf die „Denkmal-AfA für die Sanierung des Bestandsgebäudes“ und die Formulierung ist die in diesem Zusammenhang übliche differenzierende Formulierung für die Frage der steuerlichen Abschreibung. Eine negative Auswirkung des Neubaus auf das Gebäude des Klägers kann dem Schreiben nicht entnommen werden. In der mündlichen Verhandlung führte ferner die Beklagte diesbezüglich zur Überzeugung des Gerichts aus, dass die Entwicklung durch das Bauvorhaben der Beigeladenen im Hinblick auf das Einzeldenkmal S …straße 19 a nicht negativ zu bewerten ist, weil die Blickbeziehungen nicht gestört werden. Die Einzeldenkmäler seien dort eindeutig zum öffentlichen Straßenraum hin orientiert und haben dort ihre Schaufassaden. Im rückwärtigen Bereich hin zum Grünraum seien sie hingegen deutlich reduziert. Das Ensemble würde durch den Neubau sogar gestärkt.

Eine Verletzung anderer, ebenfalls drittschützender Vorschriften ist weder ersichtlich noch vom Kläger hinreichend vorgetragen worden. Die Klage war daher abzuweisen.

Soweit das Verfahren einzustellen war, beruht die Kostenentscheidung auf § 155 Abs. 2 VwGO, im Übrigen auf § 154 Abs. 1 VwGO. Die außergerichtlichen Kosten der Beigeladenen waren aus Gründen der Billigkeit für erstattungsfähig zu erklären, weil die Beigeladene einen eigenen Antrag gestellt und somit auch ein Prozesskostenrisiko getragen hat (§§ 162 Abs. 3, 154 Abs. 3 VwGO). Der Klageabweisungsantrag der Beigeladenen bezog sich auch auf die mit Schriftsatz vom 24.8.2016 geänderte Klage.

Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf § 167 VwGO i.V.m. §§ 708 ff. ZPO.

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(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens. (2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat. (3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, we

Lastenausgleichsgesetz - LAG
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(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens. (2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat. (3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, we

Lastenausgleichsgesetz - LAG
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published on 19/05/2016 00:00

Tenor I. Die Klage wird abgewiesen. II. Die Kosten des Verfahrens hat die Klägerin zu tragen. Die Beigeladenen tragen ihre außergerichtlichen Kosten selbst. III. Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorläufig v
published on 17/04/2015 00:00

Tenor I. Die Beschwerde wird zurückgewiesen. II. Der Antragsteller hat die Kosten des Beschwerdeverfahrens einschließlich der außergerichtlichen Kosten der Beigeladenen zu tragen. III. Der Streitwert für das Beschwe
published on 22/03/2016 00:00

Tenor I. Der Bescheid des Landratsamts Erding vom 13. Juli 2015 wird aufgehoben. Der Beklagte wird verpflichtet, der Klägerin die unter dem ... Juli 2014 beantragte Baugenehmigung zu erteilen. II. Der Beklagte hat die Kost
published on 06/05/2015 00:00

Tenor 1. Die Klage wird abgewiesen. 2. Die Kläger tragen die Kosten des Verfahrens. Tatbestand Die Kläger wenden sich gegen die dem Beigeladenen mit Bescheid vom 29. Juli 2014 erteilte Baugenehmigung für die Neu
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published on 17/04/2015 00:00

Tenor I. Die Beschwerde wird zurückgewiesen. II. Der Antragsteller hat die Kosten des Beschwerdeverfahrens einschließlich der außergerichtlichen Kosten der Beigeladenen zu tragen. III. Der Streitwert für das Beschwe
published on 24/11/2016 00:00

Tenor I. Das Verfahren wird eingestellt, soweit die Klage zurückgenommen wurde. Im Übrigen wird die Klage abgewiesen. II. Der Kläger hat die Kosten des Verfahrens einschließlich der außergerichtlichen Kosten der Beigeladenen zu t
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Annotations

(1) Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden.

(2) Entspricht die Eigenart der näheren Umgebung einem der Baugebiete, die in der auf Grund des § 9a erlassenen Verordnung bezeichnet sind, beurteilt sich die Zulässigkeit des Vorhabens nach seiner Art allein danach, ob es nach der Verordnung in dem Baugebiet allgemein zulässig wäre; auf die nach der Verordnung ausnahmsweise zulässigen Vorhaben ist § 31 Absatz 1, im Übrigen ist § 31 Absatz 2 entsprechend anzuwenden.

(3) Von Vorhaben nach Absatz 1 oder 2 dürfen keine schädlichen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden zu erwarten sein.

(3a) Vom Erfordernis des Einfügens in die Eigenart der näheren Umgebung nach Absatz 1 Satz 1 kann im Einzelfall abgewichen werden, wenn die Abweichung

1.
einem der nachfolgend genannten Vorhaben dient:
a)
der Erweiterung, Änderung, Nutzungsänderung oder Erneuerung eines zulässigerweise errichteten Gewerbe- oder Handwerksbetriebs,
b)
der Erweiterung, Änderung oder Erneuerung eines zulässigerweise errichteten, Wohnzwecken dienenden Gebäudes oder
c)
der Nutzungsänderung einer zulässigerweise errichteten baulichen Anlage zu Wohnzwecken, einschließlich einer erforderlichen Änderung oder Erneuerung,
2.
städtebaulich vertretbar ist und
3.
auch unter Würdigung nachbarlicher Interessen mit den öffentlichen Belangen vereinbar ist.
Satz 1 findet keine Anwendung auf Einzelhandelsbetriebe, die die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung beeinträchtigen oder schädliche Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden haben können. In den Fällen des Satzes 1 Nummer 1 Buchstabe b und c kann darüber hinaus vom Erfordernis des Einfügens im Einzelfall im Sinne des Satzes 1 in mehreren vergleichbaren Fällen abgewichen werden, wenn die übrigen Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und die Aufstellung eines Bebauungsplans nicht erforderlich ist.

(4) Die Gemeinde kann durch Satzung

1.
die Grenzen für im Zusammenhang bebaute Ortsteile festlegen,
2.
bebaute Bereiche im Außenbereich als im Zusammenhang bebaute Ortsteile festlegen, wenn die Flächen im Flächennutzungsplan als Baufläche dargestellt sind,
3.
einzelne Außenbereichsflächen in die im Zusammenhang bebauten Ortsteile einbeziehen, wenn die einbezogenen Flächen durch die bauliche Nutzung des angrenzenden Bereichs entsprechend geprägt sind.
Die Satzungen können miteinander verbunden werden.

(5) Voraussetzung für die Aufstellung von Satzungen nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 2 und 3 ist, dass

1.
sie mit einer geordneten städtebaulichen Entwicklung vereinbar sind,
2.
die Zulässigkeit von Vorhaben, die einer Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung nach Anlage 1 zum Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung oder nach Landesrecht unterliegen, nicht begründet wird und
3.
keine Anhaltspunkte für eine Beeinträchtigung der in § 1 Absatz 6 Nummer 7 Buchstabe b genannten Schutzgüter oder dafür bestehen, dass bei der Planung Pflichten zur Vermeidung oder Begrenzung der Auswirkungen von schweren Unfällen nach § 50 Satz 1 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes zu beachten sind.
In den Satzungen nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 2 und 3 können einzelne Festsetzungen nach § 9 Absatz 1 und 3 Satz 1 sowie Absatz 4 getroffen werden. § 9 Absatz 6 und § 31 sind entsprechend anzuwenden. Auf die Satzung nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 3 sind ergänzend § 1a Absatz 2 und 3 und § 9 Absatz 1a entsprechend anzuwenden; ihr ist eine Begründung mit den Angaben entsprechend § 2a Satz 2 Nummer 1 beizufügen.

(6) Bei der Aufstellung der Satzungen nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 2 und 3 sind die Vorschriften über die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung nach § 13 Absatz 2 Satz 1 Nummer 2 und 3 sowie Satz 2 entsprechend anzuwenden. Auf die Satzungen nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 1 bis 3 ist § 10 Absatz 3 entsprechend anzuwenden.

(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a).

(2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur

1.
bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten,
2.
bei unaufschiebbaren Anordnungen und Maßnahmen von Polizeivollzugsbeamten,
3.
in anderen durch Bundesgesetz oder für Landesrecht durch Landesgesetz vorgeschriebenen Fällen, insbesondere für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die Investitionen oder die Schaffung von Arbeitsplätzen betreffen,
3a.
für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die die Zulassung von Vorhaben betreffend Bundesverkehrswege und Mobilfunknetze zum Gegenstand haben und die nicht unter Nummer 3 fallen,
4.
in den Fällen, in denen die sofortige Vollziehung im öffentlichen Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteiligten von der Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, besonders angeordnet wird.
Die Länder können auch bestimmen, daß Rechtsbehelfe keine aufschiebende Wirkung haben, soweit sie sich gegen Maßnahmen richten, die in der Verwaltungsvollstreckung durch die Länder nach Bundesrecht getroffen werden.

(3) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ist das besondere Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts schriftlich zu begründen. Einer besonderen Begründung bedarf es nicht, wenn die Behörde bei Gefahr im Verzug, insbesondere bei drohenden Nachteilen für Leben, Gesundheit oder Eigentum vorsorglich eine als solche bezeichnete Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse trifft.

(4) Die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, kann in den Fällen des Absatzes 2 die Vollziehung aussetzen, soweit nicht bundesgesetzlich etwas anderes bestimmt ist. Bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten kann sie die Vollziehung auch gegen Sicherheit aussetzen. Die Aussetzung soll bei öffentlichen Abgaben und Kosten erfolgen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des angegriffenen Verwaltungsakts bestehen oder wenn die Vollziehung für den Abgaben- oder Kostenpflichtigen eine unbillige, nicht durch überwiegende öffentliche Interessen gebotene Härte zur Folge hätte.

(5) Auf Antrag kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 bis 3a ganz oder teilweise anordnen, im Falle des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Der Antrag ist schon vor Erhebung der Anfechtungsklage zulässig. Ist der Verwaltungsakt im Zeitpunkt der Entscheidung schon vollzogen, so kann das Gericht die Aufhebung der Vollziehung anordnen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhängig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden.

(6) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 ist der Antrag nach Absatz 5 nur zulässig, wenn die Behörde einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung ganz oder zum Teil abgelehnt hat. Das gilt nicht, wenn

1.
die Behörde über den Antrag ohne Mitteilung eines zureichenden Grundes in angemessener Frist sachlich nicht entschieden hat oder
2.
eine Vollstreckung droht.

(7) Das Gericht der Hauptsache kann Beschlüsse über Anträge nach Absatz 5 jederzeit ändern oder aufheben. Jeder Beteiligte kann die Änderung oder Aufhebung wegen veränderter oder im ursprünglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstände beantragen.

(8) In dringenden Fällen kann der Vorsitzende entscheiden.

(1) Gegenstand der Anfechtungsklage ist

1.
der ursprüngliche Verwaltungsakt in der Gestalt, die er durch den Widerspruchsbescheid gefunden hat,
2.
der Abhilfebescheid oder Widerspruchsbescheid, wenn dieser erstmalig eine Beschwer enthält.

(2) Der Widerspruchsbescheid kann auch dann alleiniger Gegenstand der Anfechtungsklage sein, wenn und soweit er gegenüber dem ursprünglichen Verwaltungsakt eine zusätzliche selbständige Beschwer enthält. Als eine zusätzliche Beschwer gilt auch die Verletzung einer wesentlichen Verfahrensvorschrift, sofern der Widerspruchsbescheid auf dieser Verletzung beruht. § 78 Abs. 2 gilt entsprechend.

Mehrere Klagebegehren können vom Kläger in einer Klage zusammen verfolgt werden, wenn sie sich gegen denselben Beklagten richten, im Zusammenhang stehen und dasselbe Gericht zuständig ist.

Ist über einen Widerspruch oder über einen Antrag auf Vornahme eines Verwaltungsakts ohne zureichenden Grund in angemessener Frist sachlich nicht entschieden worden, so ist die Klage abweichend von § 68 zulässig. Die Klage kann nicht vor Ablauf von drei Monaten seit der Einlegung des Widerspruchs oder seit dem Antrag auf Vornahme des Verwaltungsakts erhoben werden, außer wenn wegen besonderer Umstände des Falles eine kürzere Frist geboten ist. Liegt ein zureichender Grund dafür vor, daß über den Widerspruch noch nicht entschieden oder der beantragte Verwaltungsakt noch nicht erlassen ist, so setzt das Gericht das Verfahren bis zum Ablauf einer von ihm bestimmten Frist, die verlängert werden kann, aus. Wird dem Widerspruch innerhalb der vom Gericht gesetzten Frist stattgegeben oder der Verwaltungsakt innerhalb dieser Frist erlassen, so ist die Hauptsache für erledigt zu erklären.

(1) Eine Änderung der Klage ist zulässig, wenn die übrigen Beteiligten einwilligen oder das Gericht die Änderung für sachdienlich hält.

(2) Die Einwilligung des Beklagten in die Änderung der Klage ist anzunehmen, wenn er sich, ohne ihr zu widersprechen, in einem Schriftsatz oder in einer mündlichen Verhandlung auf die geänderte Klage eingelassen hat.

(3) Die Entscheidung, daß eine Änderung der Klage nicht vorliegt oder zuzulassen sei, ist nicht selbständig anfechtbar.

Soweit dieses Gesetz keine Bestimmungen über das Verfahren enthält, sind das Gerichtsverfassungsgesetz und die Zivilprozeßordnung einschließlich § 278 Absatz 5 und § 278a entsprechend anzuwenden, wenn die grundsätzlichen Unterschiede der beiden Verfahrensarten dies nicht ausschließen; Buch 6 der Zivilprozessordnung ist nicht anzuwenden. Die Vorschriften des Siebzehnten Titels des Gerichtsverfassungsgesetzes sind mit der Maßgabe entsprechend anzuwenden, dass an die Stelle des Oberlandesgerichts das Oberverwaltungsgericht, an die Stelle des Bundesgerichtshofs das Bundesverwaltungsgericht und an die Stelle der Zivilprozessordnung die Verwaltungsgerichtsordnung tritt. Gericht im Sinne des § 1062 der Zivilprozeßordnung ist das zuständige Verwaltungsgericht, Gericht im Sinne des § 1065 der Zivilprozeßordnung das zuständige Oberverwaltungsgericht.

Als eine Änderung der Klage ist es nicht anzusehen, wenn ohne Änderung des Klagegrundes

1.
die tatsächlichen oder rechtlichen Anführungen ergänzt oder berichtigt werden;
2.
der Klageantrag in der Hauptsache oder in Bezug auf Nebenforderungen erweitert oder beschränkt wird;
3.
statt des ursprünglich geforderten Gegenstandes wegen einer später eingetretenen Veränderung ein anderer Gegenstand oder das Interesse gefordert wird.

Durch Erhebung der Klage wird die Streitsache rechtshängig. In Verfahren nach dem Siebzehnten Titel des Gerichtsverfassungsgesetzes wegen eines überlangen Gerichtsverfahrens wird die Streitsache erst mit Zustellung der Klage rechtshängig.

(1) Der Kläger kann bis zur Rechtskraft des Urteils seine Klage zurücknehmen. Die Zurücknahme nach Stellung der Anträge in der mündlichen Verhandlung setzt die Einwilligung des Beklagten und, wenn ein Vertreter des öffentlichen Interesses an der mündlichen Verhandlung teilgenommen hat, auch seine Einwilligung voraus. Die Einwilligung gilt als erteilt, wenn der Klagerücknahme nicht innerhalb von zwei Wochen seit Zustellung des die Rücknahme enthaltenden Schriftsatzes widersprochen wird; das Gericht hat auf diese Folge hinzuweisen.

(2) Die Klage gilt als zurückgenommen, wenn der Kläger das Verfahren trotz Aufforderung des Gerichts länger als zwei Monate nicht betreibt. Absatz 1 Satz 2 und 3 gilt entsprechend. Der Kläger ist in der Aufforderung auf die sich aus Satz 1 und § 155 Abs. 2 ergebenden Rechtsfolgen hinzuweisen. Das Gericht stellt durch Beschluß fest, daß die Klage als zurückgenommen gilt.

(3) Ist die Klage zurückgenommen oder gilt sie als zurückgenommen, so stellt das Gericht das Verfahren durch Beschluß ein und spricht die sich nach diesem Gesetz ergebenden Rechtsfolgen der Zurücknahme aus. Der Beschluß ist unanfechtbar.

(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag auch aussprechen, daß und wie die Verwaltungsbehörde die Vollziehung rückgängig zu machen hat. Dieser Ausspruch ist nur zulässig, wenn die Behörde dazu in der Lage und diese Frage spruchreif ist. Hat sich der Verwaltungsakt vorher durch Zurücknahme oder anders erledigt, so spricht das Gericht auf Antrag durch Urteil aus, daß der Verwaltungsakt rechtswidrig gewesen ist, wenn der Kläger ein berechtigtes Interesse an dieser Feststellung hat.

(2) Begehrt der Kläger die Änderung eines Verwaltungsakts, der einen Geldbetrag festsetzt oder eine darauf bezogene Feststellung trifft, kann das Gericht den Betrag in anderer Höhe festsetzen oder die Feststellung durch eine andere ersetzen. Erfordert die Ermittlung des festzusetzenden oder festzustellenden Betrags einen nicht unerheblichen Aufwand, kann das Gericht die Änderung des Verwaltungsakts durch Angabe der zu Unrecht berücksichtigten oder nicht berücksichtigten tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse so bestimmen, daß die Behörde den Betrag auf Grund der Entscheidung errechnen kann. Die Behörde teilt den Beteiligten das Ergebnis der Neuberechnung unverzüglich formlos mit; nach Rechtskraft der Entscheidung ist der Verwaltungsakt mit dem geänderten Inhalt neu bekanntzugeben.

(3) Hält das Gericht eine weitere Sachaufklärung für erforderlich, kann es, ohne in der Sache selbst zu entscheiden, den Verwaltungsakt und den Widerspruchsbescheid aufheben, soweit nach Art oder Umfang die noch erforderlichen Ermittlungen erheblich sind und die Aufhebung auch unter Berücksichtigung der Belange der Beteiligten sachdienlich ist. Auf Antrag kann das Gericht bis zum Erlaß des neuen Verwaltungsakts eine einstweilige Regelung treffen, insbesondere bestimmen, daß Sicherheiten geleistet werden oder ganz oder zum Teil bestehen bleiben und Leistungen zunächst nicht zurückgewährt werden müssen. Der Beschluß kann jederzeit geändert oder aufgehoben werden. Eine Entscheidung nach Satz 1 kann nur binnen sechs Monaten seit Eingang der Akten der Behörde bei Gericht ergehen.

(4) Kann neben der Aufhebung eines Verwaltungsakts eine Leistung verlangt werden, so ist im gleichen Verfahren auch die Verurteilung zur Leistung zulässig.

(5) Soweit die Ablehnung oder Unterlassung des Verwaltungsakts rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, spricht das Gericht die Verpflichtung der Verwaltungsbehörde aus, die beantragte Amtshandlung vorzunehmen, wenn die Sache spruchreif ist. Andernfalls spricht es die Verpflichtung aus, den Kläger unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden.

(1) Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden.

(2) Entspricht die Eigenart der näheren Umgebung einem der Baugebiete, die in der auf Grund des § 9a erlassenen Verordnung bezeichnet sind, beurteilt sich die Zulässigkeit des Vorhabens nach seiner Art allein danach, ob es nach der Verordnung in dem Baugebiet allgemein zulässig wäre; auf die nach der Verordnung ausnahmsweise zulässigen Vorhaben ist § 31 Absatz 1, im Übrigen ist § 31 Absatz 2 entsprechend anzuwenden.

(3) Von Vorhaben nach Absatz 1 oder 2 dürfen keine schädlichen Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden zu erwarten sein.

(3a) Vom Erfordernis des Einfügens in die Eigenart der näheren Umgebung nach Absatz 1 Satz 1 kann im Einzelfall abgewichen werden, wenn die Abweichung

1.
einem der nachfolgend genannten Vorhaben dient:
a)
der Erweiterung, Änderung, Nutzungsänderung oder Erneuerung eines zulässigerweise errichteten Gewerbe- oder Handwerksbetriebs,
b)
der Erweiterung, Änderung oder Erneuerung eines zulässigerweise errichteten, Wohnzwecken dienenden Gebäudes oder
c)
der Nutzungsänderung einer zulässigerweise errichteten baulichen Anlage zu Wohnzwecken, einschließlich einer erforderlichen Änderung oder Erneuerung,
2.
städtebaulich vertretbar ist und
3.
auch unter Würdigung nachbarlicher Interessen mit den öffentlichen Belangen vereinbar ist.
Satz 1 findet keine Anwendung auf Einzelhandelsbetriebe, die die verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung beeinträchtigen oder schädliche Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden haben können. In den Fällen des Satzes 1 Nummer 1 Buchstabe b und c kann darüber hinaus vom Erfordernis des Einfügens im Einzelfall im Sinne des Satzes 1 in mehreren vergleichbaren Fällen abgewichen werden, wenn die übrigen Voraussetzungen des Satzes 1 vorliegen und die Aufstellung eines Bebauungsplans nicht erforderlich ist.

(4) Die Gemeinde kann durch Satzung

1.
die Grenzen für im Zusammenhang bebaute Ortsteile festlegen,
2.
bebaute Bereiche im Außenbereich als im Zusammenhang bebaute Ortsteile festlegen, wenn die Flächen im Flächennutzungsplan als Baufläche dargestellt sind,
3.
einzelne Außenbereichsflächen in die im Zusammenhang bebauten Ortsteile einbeziehen, wenn die einbezogenen Flächen durch die bauliche Nutzung des angrenzenden Bereichs entsprechend geprägt sind.
Die Satzungen können miteinander verbunden werden.

(5) Voraussetzung für die Aufstellung von Satzungen nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 2 und 3 ist, dass

1.
sie mit einer geordneten städtebaulichen Entwicklung vereinbar sind,
2.
die Zulässigkeit von Vorhaben, die einer Pflicht zur Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung nach Anlage 1 zum Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung oder nach Landesrecht unterliegen, nicht begründet wird und
3.
keine Anhaltspunkte für eine Beeinträchtigung der in § 1 Absatz 6 Nummer 7 Buchstabe b genannten Schutzgüter oder dafür bestehen, dass bei der Planung Pflichten zur Vermeidung oder Begrenzung der Auswirkungen von schweren Unfällen nach § 50 Satz 1 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes zu beachten sind.
In den Satzungen nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 2 und 3 können einzelne Festsetzungen nach § 9 Absatz 1 und 3 Satz 1 sowie Absatz 4 getroffen werden. § 9 Absatz 6 und § 31 sind entsprechend anzuwenden. Auf die Satzung nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 3 sind ergänzend § 1a Absatz 2 und 3 und § 9 Absatz 1a entsprechend anzuwenden; ihr ist eine Begründung mit den Angaben entsprechend § 2a Satz 2 Nummer 1 beizufügen.

(6) Bei der Aufstellung der Satzungen nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 2 und 3 sind die Vorschriften über die Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung nach § 13 Absatz 2 Satz 1 Nummer 2 und 3 sowie Satz 2 entsprechend anzuwenden. Auf die Satzungen nach Absatz 4 Satz 1 Nummer 1 bis 3 ist § 10 Absatz 3 entsprechend anzuwenden.

Die regelmäßige Verjährungsfrist beträgt drei Jahre.

(1) In 30 Jahren verjähren, soweit nicht ein anderes bestimmt ist,

1.
Schadensersatzansprüche, die auf der vorsätzlichen Verletzung des Lebens, des Körpers, der Gesundheit, der Freiheit oder der sexuellen Selbstbestimmung beruhen,
2.
Herausgabeansprüche aus Eigentum, anderen dinglichen Rechten, den §§ 2018, 2130 und 2362 sowie die Ansprüche, die der Geltendmachung der Herausgabeansprüche dienen,
3.
rechtskräftig festgestellte Ansprüche,
4.
Ansprüche aus vollstreckbaren Vergleichen oder vollstreckbaren Urkunden,
5.
Ansprüche, die durch die im Insolvenzverfahren erfolgte Feststellung vollstreckbar geworden sind, und
6.
Ansprüche auf Erstattung der Kosten der Zwangsvollstreckung.

(2) Soweit Ansprüche nach Absatz 1 Nr. 3 bis 5 künftig fällig werdende regelmäßig wiederkehrende Leistungen zum Inhalt haben, tritt an die Stelle der Verjährungsfrist von 30 Jahren die regelmäßige Verjährungsfrist.

(1) Wer als Eigentümer eines Grundstücks im Grundbuch eingetragen ist, ohne dass er das Eigentum erlangt hat, erwirbt das Eigentum, wenn die Eintragung 30 Jahre bestanden und er während dieser Zeit das Grundstück im Eigenbesitz gehabt hat. Die dreißigjährige Frist wird in derselben Weise berechnet wie die Frist für die Ersitzung einer beweglichen Sache. Der Lauf der Frist ist gehemmt, solange ein Widerspruch gegen die Richtigkeit der Eintragung im Grundbuch eingetragen ist.

(2) Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn für jemand ein ihm nicht zustehendes anderes Recht im Grundbuch eingetragen ist, das zum Besitz des Grundstücks berechtigt oder dessen Ausübung nach den für den Besitz geltenden Vorschriften geschützt ist. Für den Rang des Rechts ist die Eintragung maßgebend.

(1) Wenn ein Beteiligter teils obsiegt, teils unterliegt, so sind die Kosten gegeneinander aufzuheben oder verhältnismäßig zu teilen. Sind die Kosten gegeneinander aufgehoben, so fallen die Gerichtskosten jedem Teil zur Hälfte zur Last. Einem Beteiligten können die Kosten ganz auferlegt werden, wenn der andere nur zu einem geringen Teil unterlegen ist.

(2) Wer einen Antrag, eine Klage, ein Rechtsmittel oder einen anderen Rechtsbehelf zurücknimmt, hat die Kosten zu tragen.

(3) Kosten, die durch einen Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand entstehen, fallen dem Antragsteller zur Last.

(4) Kosten, die durch Verschulden eines Beteiligten entstanden sind, können diesem auferlegt werden.

(1) Der unterliegende Teil trägt die Kosten des Verfahrens.

(2) Die Kosten eines ohne Erfolg eingelegten Rechtsmittels fallen demjenigen zur Last, der das Rechtsmittel eingelegt hat.

(3) Dem Beigeladenen können Kosten nur auferlegt werden, wenn er Anträge gestellt oder Rechtsmittel eingelegt hat; § 155 Abs. 4 bleibt unberührt.

(4) Die Kosten des erfolgreichen Wiederaufnahmeverfahrens können der Staatskasse auferlegt werden, soweit sie nicht durch das Verschulden eines Beteiligten entstanden sind.

(5) Soweit der Antragsteller allein auf Grund von § 80c Absatz 2 unterliegt, fallen die Gerichtskosten dem obsiegenden Teil zur Last. Absatz 3 bleibt unberührt.

(1) Kosten sind die Gerichtskosten (Gebühren und Auslagen) und die zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendigen Aufwendungen der Beteiligten einschließlich der Kosten des Vorverfahrens.

(2) Die Gebühren und Auslagen eines Rechtsanwalts oder eines Rechtsbeistands, in den in § 67 Absatz 2 Satz 2 Nummer 3 und 3a genannten Angelegenheiten auch einer der dort genannten Personen, sind stets erstattungsfähig. Soweit ein Vorverfahren geschwebt hat, sind Gebühren und Auslagen erstattungsfähig, wenn das Gericht die Zuziehung eines Bevollmächtigten für das Vorverfahren für notwendig erklärt. Juristische Personen des öffentlichen Rechts und Behörden können an Stelle ihrer tatsächlichen notwendigen Aufwendungen für Post- und Telekommunikationsdienstleistungen den in Nummer 7002 der Anlage 1 zum Rechtsanwaltsvergütungsgesetz bestimmten Höchstsatz der Pauschale fordern.

(3) Die außergerichtlichen Kosten des Beigeladenen sind nur erstattungsfähig, wenn sie das Gericht aus Billigkeit der unterliegenden Partei oder der Staatskasse auferlegt.

(1) Soweit sich aus diesem Gesetz nichts anderes ergibt, gilt für die Vollstreckung das Achte Buch der Zivilprozeßordnung entsprechend. Vollstreckungsgericht ist das Gericht des ersten Rechtszugs.

(2) Urteile auf Anfechtungs- und Verpflichtungsklagen können nur wegen der Kosten für vorläufig vollstreckbar erklärt werden.