Landgericht Köln Urteil, 28. Nov. 2018 - 4 O 457/16
Gericht
Tenor
Der Beklagte wird verpflichtet, der Klägerin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft nach den Vorschriften der Vereinssatzung und eventueller weiterer Vereinsstatuten (z. B. Hausordnung, Gassigeherordnung) während der für die Mitglieder und Gassigeher gültigen Öffnungszeiten uneingeschränkt Zutritt zu den den Vereinsmitgliedern zugänglichen Flächen und Räumen des Tierheims auf dem Grundstück „X-Straße, ##### L1“ zu gewähren.
Die Widerklage wird abgewiesen.
Die Kosten des Rechtsstreits trägt der Beklagte.
Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 3.400,- EUR vorläufig vollstreckbar.
1
Tatbestand:
2Die Klägerin wendet sich gegen ein ihr erteiltes Hausverbot. Der Beklagte begehrt widerklagend die Unterlassung mehrerer Äußerungen.
3Die Klägerin ist seit ca. 2010 Mitglied bei der Beklagten. Die Beklagte betreibt ein Tierheim. Frau S ist Geschäftsführerin des Beklagten. Die Klägerin führte vormals die Hunde des Tierheims Gassi.
4Die Klägerin beschwerte sich in der Vergangenheit mehrfach beim Vorstand der Beklagten sowie bei der Geschäftsführerin der Beklagten, Frau S, über etwaige Missstände im Tierheim.
5Im Jahr 2015 sprach die zweite Vorsitzende des Beklagten, Frau P, gegenüber der Klägerin ein Hausverbot im Tierheim der Beklagten aus.
6Am 08.05.2015 fand die Jahreshauptversammlung des Beklagten statt. Dort wurde der Vorstand des Beklagten neu gewählt. Anschließend kam es zu Tumulten zwischen den Vereinsmitgliedern. Daraufhin wurde die Jahreshauptversammlung am 02.06.2015 wiederholt und es wurde erneut ein Vorstand gewählt. Anschließend wurden die Änderungen im Vorstand des Beklagten beim Amtsgericht Bergisch Gladbach angemeldet, welches die Änderungen am 19.05.2016 in das Vereinsregister eintrug.
7Die Klägerin verfasste unter dem 23.05.2016 einen Brief an den Bürgermeister der Gemeinde L (Anlage B 1, Bl. 29 ff. AH). Hierin heißt es wörtlich, soweit vorliegend von Relevanz:
8„Ich halte es für mehr als bedenklich, wenn Beissverletzungen der Tiere in Kauf genommen werden.“
9„Bis heute sind beide [Anm.: neu gewählte Vorstandsmitglieder] nicht beim Amtsgericht eingetragen. Offensichtlich hat das AG die 2. illegale Wahl nicht anerkannt.“
10Sie fügte dem Schreiben eine siebenseitige Anlage bei, in welcher die Situation im Tierheim der Beklagten moniert wurde. Hierbei handelt es sich um eine Zusammenstellung von Vorwürfen von ca. 15 anonymen Personen. Hierin heißt es wörtlich, soweit vorliegend von Relevanz:
11„[…], das Tierheim L hat seit Jahren einen schlechten Ruf.“
12„Sie [Anm.: die Hunde von Frau S, Geschäftsführerin des Beklagten] laufen auf dem Gelände frei herum und attakieren die Hunde mit denen Gassigänger rausgehen“
13„Die Ziegen waren im Winter in einem winzigen offenen kleinen Stall ohne Boden und Türen untergebracht.“
14„Bei der 1. Jahreshauptversammlung wurde u. a. ein Wahlbetrug unterbunden bzw. aufgedeckt.“
15„Lehrlinge werden im Tierheim nicht ausgebildet.“
16„ES besteht der Verdacht, daß Frau S ohne Anfrage beim Vorstand, […] alleinige Entscheidungen trifft und […] Tiere ohne Ethikkommission einschläfern läßt […].
17„Ziehen wurden fast ein Jahr in einem nicht ordnungsgemäßen Stall gehalten, keine Türen, teilweise keine Bodenplatte, feuchtes, nasses Stroh, in Eis und Schnee und Regen draussen.“
18„Der Eingangsbereich sollte eigentlich die Visitenkarte eines Tierheimes sein. Wenn man schon auf den Parkplatz kommt, liegt oft Müll und aufgerissene Tüten bis auf die umliegenden Weiden herum, da die Container offen sind.“
19„Die ungepflegte Aussenanlage führen zu der Annahme dass auch im eigentlich Tierheimbetrieb Mängel vorliegen. […] Von Radenmähern zerschreddertes Spielzeug, Bälle Taue Flatterband rostige Nägel sind Gefahr für Welpen, Jung- und andere Hunde. Bretter mit Nägeln nach oben liegen seit Monaten im Eingangsbereich des grossen Auslauf.“
20„Unserer Erachtens bekommen die Tiere nicht ausreichend Futter.“
21„Die Hunde werden in teils sehr ungepflegtem Zustand vermitelt […].“
22„Ob Frau S noch geeignet ist, wagen wir zu bezweifeln. Sie erfüllt u. E. diese Aufgaben überhaupt nicht. Die Zusammenarbeit mit umliegenden Tierheimen ist gleich Null.“
23„Das Personal soll nicht weiter drangsaliert werden.“
24Die siebenseitige Anlage sendete die Klägerin neben der Gemeinde L zudem an den Deutschen Tierschutzbund e. V., den Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., deasFinanzamt Bergisch-Gladbach sowie an die Berufsgenossenschaft.
25Am 10.06.2016 fand ein Gespräch zwischen der Klägerin und dem Bürgermeister der Gemeinde L statt. Der Bürgermeister hielt daraufhin Rücksprache mit dem Leitenden Amtstierarzt des Q- Kreises sowie einer Amtsärztin. Anschließend vermerkte er auf dem Schreiben der Klägerin vom 23.05.2016, dass keine Anhaltspunkte für Verstöße gegen das Tierschutzgesetzt bestehen.
26Mit Schreiben vom 01.07.2016 (Anlage K 1, Bl. 5 d. A.), welches die Überschrift „Fristlose Kündigung Ihrer Mitgliedschaft“ trägt, teilte der Beklagte der Klägerin mit, dass der Vorstand der Beklagten in der Sitzung vom selben Tag die Mitgliedschaft der Klägerin mit sofortigen Wirkung aufgehoben habe.
27Die Klägerin ist der Ansicht, das ausgesprochene Hausverbot sei unwirksam. Sie ist weiter der Ansicht, dem Beklagten stehe der mit der Widerklage geltend gemachte Unterlassungsanspruch nicht zu. Die in der Widerklage wiedergegebenen Äußerungen würden teils Meinungsäußerungen darstellen. Soweit es sich um Tatsachenbehauptungen handelt, würden diese teils nicht von der Klägerin stammen. Jene Äußerungen, welche hingegen von der Klägerin stammen, seien jedenfalls wahr.
28Mit nachgelassenem Schriftsatz vom 07.11.2017 hat der Beklagte die Audiodateien der Radioaufnahmen des Radiosenders Y vom 06.11.2017 verschriftlicht, aus denen Wortbeiträge der Klägerin und des Prozessbevollmächtigten des Beklagten hervorgehen. Wegen des Inhaltes der Wortbeiträge wird auf den Schriftsatz des Beklagten vom 07.11.2017, Bl. 350 ff. d. A. Bezug genommen. Zudem hat der Beklagte in dem Schriftsatz erklärt, an dem ausgesprochenen Hausverbot nicht mehr festzuhalten.
29Die Klägerin hat mit ihrem Klageantrag zu 1) ursprünglich beantragt, festzustellen, dass die Mitgliedschaft der Klägerin in dem beklagten Verein nicht durch die „fristlose Kündigung“ vom 01.07.2016 beendet worden ist, sondern unverändert fortbesteht. Der Beklagte hat in seiner Klageerwiderung vom 17.10.2016 erklärt, dass er aus der Kündigung keine Rechte mehr herleitet. In der mündlichen Verhandlung vom 04.04.2017 (Bl. 99 d. A.) hat die Klägerin den Klageantrag zu 1) für erledigt erklärt. Der Beklagte hat sich der Erledigungserklärung angeschlossen.
30Die Klägerin beantragt,
31die Beklagte zu verpflichten, der Klägerin im Rahmen ihrer Mitgliedschaft nach den Vorschriften der Vereinssatzung und eventueller weiterer Vereinsstatuten (z. B. Hausordnung, Gassigeherordnung) während der für die Mitglieder und Gassigeher gültigen Öffnungszeiten uneingeschränkt Zutritt zu den den Vereinsmitgliedern zugänglichen Flächen und Räumen des Tierheims auf dem Grundstück „X-Straße, ##### L1“ zu gewähren.
32Der Beklagte beantragt,
33die Klage abzuweisen.
34Widerklagend beantragt er,
35die Klägerin bei Meidung eines für den Fall der Zuwiderhandung festzusetzen Ordnungsgeldes bis 25.000,- EUR und für den Fall, dass dieses nicht beigetrieben werden kann, zu Ordnungshaft, oder Ordnungshaft bis zu sechs Monaten verurteilt, es zu unterlassen, wörtlich oder sinngemäß zu behaupten und zu verbreiten oder durch Dritte zu behaupten oder verbreiten zu lassen,
36a) im Tierheim des Tierschutzvereins des Q- Kreises e. V. würden Bissverletzungen in Kauf genommen,
37b) die Vorstandsmitglieder der Beklagten seien nicht im Vereinsregister eingetragen,
38c) die Wahlen auf der Jahreshauptversammlung bei dem Beklagten am 02.06.2015 seien illegal abgelaufen,
39d) auf der Jahreshauptversammlung bei dem Beklagten am 08.05.2015 sei ein Wahlbetrug aufgedeckt worden,
40e) das Tierheim des Tierschutzvereins des Q- Kreises e. V. habe seit Jahren einen schlechten Ruf,
41f) die Hunde der Frau S laufen auf dem Gelände des Tierheims frei herum und attackieren andere Hunde, mit denen „Gassigänger“ rausgehen,
42g) es würden keine Lehrlinge bei der Beklagten ausgebildet,
43h) im Tierheim des Tierschutzvereins des Q- Kreises e. V. würden Tiere ohne sachlichen Grund eingeschläfert,
44i) Ziegen seien im Tierheim des Tierschutzvereins des Q- Kreises e. V. fast ein Jahr in einem nicht ordnungsgemäßen Stall auf feuchtem und nassem Stroh gehalten worden,
45j) das Tierheim des Tierschutzvereins des Q- Kreises e. V. sei im Innen- und Außenbereich verdreckt und vermüllt,
46k) die Tiere im Tierheim des Tierschutzvereins des Q- Kreises e. V. bekämen nicht ausreichend Futter und seien teilweise zu dünn,
47l) Hunde würden vom Tierschutzverein des Q- Kreises e.V. in teils sehr ungepflegtem Zustand vermittelt,
48m) die vom Vorstand des Tierschutzvereins des Q- Kreises e. V. bestellte Geschäftsführerin Frau S erfülle ihre Aufgaben und ihre vertraglichen Pflichten nicht,
49n) das Personal des Tierschutzvereins des Q- Kreises e. V. werde drangsaliert.
50Die Klägerin beantragt,
51die Widerklage abzuweisen.
52Die Beklagte behauptet, das von Frau P ausgesprochene Hausverbot gehe auf einen Beschluss des Vorstandes zurück und werde vom gesamten Vorstand gebilligt. Grund für das Hausverbot sei das vereinsschädigende Verhalten der Klägerin. Die Beklagte behauptet, die in dem Schreiben der Klägerin vom 23.05.2016 samt der siebenseitigen Anlage aufgestellten Tatsachenbehauptungen seien unwahr. Insbesondere würden Tiere nicht ohne sachlichen Grund eingeschläfert. Die Entscheidung über das Einschläfern eines Tieres treffe eine eingesetzte Ethikkomission.
53Das Gericht hat Beweis erhoben gemäß der Beweisbeschlüsse vom 06.06.2017 (Bl. 117 d. A.), vom 09.06.2017 (Bl. 143 d. A.) durch Vernehmung der Zeugin J. Wegen der Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Protokoll zur mündlichen Verhandlung vom 24.10.2017 (Bl. 278 ff. d. A.) verwiesen.
54Hinsichtlich des weiteren Sachvortrages der Parteien wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen verwiesen.
55Entscheidungsgründe:
56Die Klage hat Erfolg. Die Widerklage hat hingegen keinen Erfolg.
57I.
58Die zulässige Klage ist unbegründet.
59Der Klägerin ist von der Beklagten uneingeschränkt Zutritt zu den den Vereinsmitgliedern zugänglichen Flächen und Räumen des Tierheims auf dem Grundstück „X-Straße, ##### L1“ zu gewähren, § 38 BGB.
60Das von der zweiten Vorsitzende des Beklagten, Frau P, gegenüber der Klägerin im Jahr 2015 ausgesprochene Hausverbot bezüglich des Tierheimgrundstücks ist rechtswidrig.
61Der Inhaber des Hausrechts kann gemäß §§ 903, 1004 BGB grundsätzlich frei entscheiden, wem er Zutritt gewährt. Dieser Grundsatz gilt jedoch nicht ausnahmslos, sondern unterliegt den allgemeinen gesetzlichen Schranken (LG Duisburg, Urteil vom 22.07.2005, 7 S 63/05; LG Bielefeld, Urteil vom 18.01.2005, 20 S 137/04; LG Köln, Urteil vom 11.02.2009, 4 O 312/08).
62Zum einen enthält die Satzung des Beklagten keine Bestimmung, wonach einzelnen Vereinsmitgliedern die Benutzung der Einrichtungen des Vereins unter bestimmten Gründen untersagt werden kann. Darüber hinaus konnte der Beklagte sein Hausrecht deshalb nicht frei ausüben, weil er dazu vertraglich verpflichtet ist, der Klägerin Zutritt zu dem Tierheimgrundstück zu gewähren (vgl. insoweit BGH, Urteil vom 09. März 2012 – V ZR 115/11-, juris). Die Klägerin hat durch Vertragsschluss zwischen ihr und dem Beklagten (Ellenberger in Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, 77. Auflage 2018, § 28 Rn. 4) im Jahr 2010 die Vereinsmitgliedschaft erworben. Sie darf damit auch grundsätzlich auch von den Einrichtungen des Beklagten partizipieren, soweit er diese seinen Mitgliedern zur Verfügung stellt. Der Klägerin steht ein Recht auf Benutzung der Vereinseinrichtungen zu (Ellenberger in Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, 77. Auflage 2018, § 28 Rn. 1). Dazu gehört es, der Klägerin während der Öffnungszeiten Zugang zu dem vom Beklagten betriebenen Tierheim zu gewähren.
63Die Rechtmäßigkeit des ausgesprochenen Hausverbots und eine damit verbundene Einschränkung der vereinsrechtlichen Rechte der Klägerin setzt das Bestehen eines sachlichen Grundes voraus (BGH, Urteil vom 07. Oktober 1991 – II ZR 51/91 –, juris). Ein solcher sachlicher Grund, der ein Hausverbot der Klägerin und die Verkürzung ihrer Mitgliedsrechte rechtfertigen könnte, besteht nicht. Der Beklagte hat das Hausverbot auf das vereinsschädigende Verhalten der Klägerin gestützt. Diese Begründung ist nicht ausreichend. Nähere Umstände, welche ein Hausverbot rechtfertigen könnten, sind nicht genannt worden. Etwaige dem Beklagten missfallende Äußerungen der Klägerin können durch ein Hausverbot nicht verhindert werden.
64II.
65Die zulässige Widerklage ist unbegründet.
66Dem Beklagten steht kein Anspruch auf Unterlassung der im Widerklageantrag dargelegten Äußerungen aus §§ 823 Abs. 1, 1004 Abs. 1 S. 2 BGB zu.
671.
68Unerheblich ist dabei zunächst, ob die aus Anlage B1 ersichtlichen Äußerungen von der Klägerin selbst stammen oder sie die Äußerungen anonymer Personen weitergeleitet hat. Denn jedenfalls hat sich die Klägerin die Äußerungen in der siebenseitigen Anlage zum Schreiben der Klägerin vom 23.05.2016 durch die Weiterleitung an die öffentlichen Stellen zu Eigen gemacht.
692.
70Dem Beklagten steht kein Unterlassungsanspruch hinsichtlich der Äußerung, er habe seit Jahren einen schlechten Ruf, zu.
71Hierbei handelt es sich im Schwerpunkt um eine Meinungsäußerung, da der wertende Charakter im Vordergrund steht. Art. 5 Abs. 1 Satz 1 GG gewährleistet dabei jedermann das Recht, seine Meinung frei zu äußern und zu verbreiten. Meinungen sind im Unterschied zu Tatsachenbehauptungen durch das Element der Stellungnahme, des Dafürhaltens oder Meinens geprägt (BVerfG, Beschluss vom 09. Oktober 1991 – 1 BvR 1555/88 –, juris). Es steht der Klägerin frei, ihre Ansicht, dass der Beklagte einen schlechten Ruf genießt, zu verbreiten. Das Persönlichkeitsrecht des betroffenen Beklagten tritt hinter das klägerische Recht zur freien Meinungsäußerung zurück.
723.
73Auch hinsichtlich der weiteren im Widerklageantrag aufgeführten Äußerungen steht dem Beklagten kein Unterlassungsanspruch zu.
74Die übrigen Äußerungen sind zunächst als Tatsachenbehauptungen zu werten, deren Wahrheit oder Unwahrheit dem Beweis grundsätzlich zugänglich ist. Eine Tatsachenbehauptung bezieht sich dabei auf etwas Geschehenes oder einen gegenwärtigen Zustand und steht deshalb grundsätzlich dem Beweis offen, d.h. ihre Wahrheit oder Unwahrheit ist grundsätzlich mit den in der Prozessordnung vorgesehenen Beweismitteln überprüfbar (LG Köln, Urteil vom 17. April 2013 – 28 O 525/12 –, juris). Während wahre Tatsachenbehauptungen grundsätzlich hinzunehmen sind, sind unwahre Tatsachenbehauptungen grundsätzlich nicht zu dulden.
75Die Wahrheit oder Unwahrheit der den Äußerungen der Klägerin zugrundeliegenden Sachverhalten kann im vorliegenden Fall jedoch dahinstehen.
76Zwischen Äußerungen in der Öffentlichkeit und solchen gegenüber Behörden und ähnlichen ist zu differenzieren. Niemand kann daran gehindert werden, angebliche Missstände denjenigen Stellen anzuzeigen, die dazu berufen sind, einem entsprechenden Verdacht nachzugehen und ggf. Maßnahmen gegen solche Missstände zu ergreifen. Was in der Öffentlichkeit nicht verbreitet werden darf, kann gegenüber solchen Stellen durchaus erlaubt sein (OLG Dresden, Urteil vom 03. August 2006 – 4 U 436/06; OLG Frankfurt, Urteil vom 16. Dezember 1993 – 1 U 21/92; BGH, Beschluss vom 03. November 1977 – VI ZR 256/74). Ausreichend muss dabei sein, dass der Äußernde bei ordnungsgemäßer Sorgfalt davon ausgehen konnte, dass die Adressaten dazu berufen sind, den erhobenen Vorwürfen nachzugehen, und die Informationen mit der gebotenen Vertraulichkeit behandeln. Dagegen kann nicht maßgeblich sein, wer nach den – im Einzelfall komplizierten und für einen juristischen Laien kaum nachvollziehbaren – Zuständigkeitsvorschriften zuständig ist. Denn es besteht gerade ein öffentliches Interesse daran, dass mögliche Missstände gemeldet werden. Ein Dritter soll Verdachtsmomente unbefangen mitteilen dürfen, selbst wenn diese die Ehre eines anderen beeinträchtigen.
77Diese Voraussetzungen sind vorliegend erfüllt. Die Klägerin hat die streitgegenständlichen Äußerungen gegenüber der Gemeinde L, dem Deutschen Tierschutzbund e. V., den Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V., dem Finanzamt Bergisch-Gladbach sowie gegenüber der Berufsgenossenschaft getätigt. Wenn auch für die Durchführung des Tierschutzgesetzes nach § 15 TierSchG i. V. m. § 1 Nr. 1 ZustVO Tierschutz NRW die Kreisordnungsbehörde zuständig ist und der Bürgermeister von L zudem nicht Aufsichtsperson hinsichtlich Eintragungen im Vereinsregister des Amtsgerichts Köln ist, durfte die Klägerin davon ausgehen, dass er richtiger Ansprechpartner für ihr Anliegen war. Denn das von dem Beklagten betriebene Tierheim befindet sich in der Gemeinde L. Sowohl beim Deutschen Tierschutzbund e. V. als auch beim Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V. handelt es sich um gemeinnützige Vereine, deren satzungsmäßige Aufgaben die Förderung des Tierschutzes sowie die Bekämpfung jeglichen Missbrauch der Tiere sind. Zudem betreffen die Vorwürfe potentiell auch das Finanzamt Bergisch Gladbach. Eine Steuervergünstigung nach § 51 AO ist an das Verfolgen gemeinnütziger Zwecke – hier eine selbstlose Förderung des Tierschutzes nach § 52 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 Nr. 14 AO – gebunden. Die Klägerin schildert Anhaltspunkte, welche diese Voraussetzungen in Frage stellen könnten. Sie hinterfragt, ob die Kosten für die privaten Hunde der Geschäftsführerin durch die Mitgliederbeträge finanziert würden. Zudem seien Mitgliedsbeiträge und Spendengelder für eine teure Cocktailbar am Tag der offenen Tür verschleudert worden. Die Berufsgenossenschaft ist jedenfalls insofern als zuständige Stelle anzusehen, als die Klägerin äußert, eine Büroangestellte würde bei Lärm arbeiten. Es gebe wohl keine Umkleide für den Wechsel von Straßen- zu Arbeitskleidung. Das Personal werde drangsaliert und traue sich nicht, gegen die oberen Etagen zu rebellieren.
78Die Interessen des Beklagten sind hinreichend gewahrt. Eine Berufung des Äußernden auf die Wahrnehmung berechtigter Interessen setzt voraus, dass die Vorwürfe nicht etwa leichtfertig oder vorsätzlich unrichtig oder zum Zwecke einer diffarmierenden Schmähkritik erhoben werden (BVerfG, NJW 1991, 1475; BGH, NJW 1987, 2225). Dies gilt auch für massive Anschuldigungen, soweit der im Kontext als bloße Schlussfolgerung und bloßer Verdacht für den verständigen Leser kenntlich gemachte Vorwurf ausschließlich an zur Aufklärung berufene Stellen gerichtet ist. Im Rahmen privilegierter Äußerungen dürfen die Barrieren nicht so hoch gesetzt werden, dass von ihnen ein Lähmungseffekt ausgehen kann (OLG Dresden, Urteil vom 03. August 2006 – 4 U 536/06). Für eine leichtfertige oder gar vorsätzliche Falschbehauptung bestehen vorliegend keine ausreichenden Anhaltspunkte. Die detaillierten Schilderungen lassen das Vorbringen ungeachtet seines Wahrheitsgehaltes – aus der Sicht eines objektiven Dritten nicht völlig haltlos und abwegig erscheinen. Zudem sind die schwerwiegenden Vorwürfe grundloser Einschläferungen erkennbar als persönliche Zweifel an der Richtigkeit anderweitiger Darstellungen formuliert. So heißt es in dem mit „Tierheim L 1. Teil“ überschriebenen Schriftstück „Alle Einschläferungen der überwiegend alten Hunde erfolgten in einem Zeitraum, in dem die festangestellte Leiterin der Hundeabteilung über mehrere Wochen krank war. Opi hatte einen Tumor? Riskas eine Magendrehung? Bijou einen Tumor im Magen-Darm-Trakt?“. Dass Tiere ohne Ethikkommission eingeschläfert würden, ist ausdrücklich als Verdacht formuliert („2. Teil“) Hinzu kommt, dass die Mitteilungen der Klägerin ersichtlich darauf gerichtet waren, dass die genannten Stellen die erhobenen Vorwürfe überprüfen.
79Etwas anderes folgt auch nicht aus den vom Radiosender Y am 06.11.2017 veröffentlichen Äußerungen der Klägerin, welche der Beklagte mit nachgelassenem Schriftsatz vom 07.11.2018 verschriftlicht hat. Hierdurch ist der Streitgegenstand der Widerklage nicht betroffen. Der Streitgegenstand bestimmt sich nach dem überwiegend vertretenen zweigliedrigen Streitgegenstandsbegriff , also nach "Antrag und Lebenssachverhalt". Der der Widerklage zu Grunde liegende Lebenssachverhalt stellen die Äußerungen in dem klägerischen Schreiben an den Bürgermeister der Gemeinde L vom 23.05.2016 samt der siebenseitigen Anlage, welche auch an weitere Behörden übersandt wurde, dar. Dieser Streitgegenstand ist durch die Äußerungen im Radio nicht tangiert. Darüber hinaus können persönlichkeitsrechtsverletzende Äußerungen, die der Rechtsverfolgung oder –verteidigung in einem Gerichtsverfahren oder dessen konkreter Vorbereitung dienen, äußerungsrechtlich nur ausnahmsweise abgewehrt werden (BGH, Urteil vom 16. November 2004 – VI ZR 298/03-, juris; AG Dachau, Urteil vom 28. September 2015 – 3 C 685/15-, juris).
80III.
81Die Kostenentscheidung beruht auf §§ 91 Abs. 1 S. 1, 91a Abs. 1 S. 1 ZPO. Hinsichtlich des übereinstimmend für erledigt erklärten Klageantrags zu 1) war gem. § 91a Abs. 1 S. 1 ZPO eine Billigkeitsentscheidung unter Berücksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstands zu treffen. Danach sind auch die hinsichtlich des übereinstimmend für erledigt erklärten Teils der Klage entstanden Kosten dem Beklagten aufzuerlegen. Denn die Kündigung der Mitgliedschaft der Klägerin von 01.07.2016 war rechtswidrig. Zum einen sieht die Satzung des Beklagten eine Kündigung der Mitgliedschaft nicht vor. Selbst wenn man die ausgesprochene Kündigung in einen Ausschluss der Mitgliedschaft gem. § 7 der Satzung umdeuten würde, ist die Maßnahme weiterhin rechtswidrig. Gem. § 7 Abs. 3 der Satzung entscheidet über einen Ausschluss der Mitgliedschaft auf Antrag des Vorstandes die Mitgliederversammlung mit einfacher Mehrheit. Dem Schreiben vom 01.07.2016 liegt unstreitig ein solcher Mitgliederbeschluss nicht zu Grunde.
82Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit folgt aus § 709 S. 1 ZPO.
83Streitwert:
84Bis zum 19.10.2016: 1.200,- EUR
85Vom 20.10.2016 bis zum 29.03.2017: 15.200,- EUR (1.200,- EUR + 14.000,- EUR)
86Vom 30.03.2017 bis zum 03.04.2017: 16.200,- EUR (1.200,- EUR + 1.000,- EUR + 14.000,- EUR)
87Ab dem 04.04.2017: 15.000,- EUR (1.000,- EUR + 14.000,- EUR)
88Rechtsbehelfsbelehrung:
89Hinweis zum elektronischen Rechtsverkehr:
90Die Einlegung ist auch durch Übertragung eines elektronischen Dokuments an die elektronische Poststelle des Gerichts möglich. Das elektronische Dokument muss für die Bearbeitung durch das Gericht geeignet und mit einer qualifizierten elektronischen Signatur der verantwortenden Person versehen sein oder von der verantwortenden Person signiert und auf einem sicheren Übermittlungsweg gemäß § 130a ZPO nach näherer Maßgabe der Verordnung über die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behördenpostfach (BGBl. 2017 I, S. 3803) eingereicht werden. Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite www.justiz.de.
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Annotations
Die Mitgliedschaft ist nicht übertragbar und nicht vererblich. Die Ausübung der Mitgliedschaftsrechte kann nicht einem anderen überlassen werden.
Der Eigentümer einer Sache kann, soweit nicht das Gesetz oder Rechte Dritter entgegenstehen, mit der Sache nach Belieben verfahren und andere von jeder Einwirkung ausschließen. Der Eigentümer eines Tieres hat bei der Ausübung seiner Befugnisse die besonderen Vorschriften zum Schutz der Tiere zu beachten.
(1) Wird das Eigentum in anderer Weise als durch Entziehung oder Vorenthaltung des Besitzes beeinträchtigt, so kann der Eigentümer von dem Störer die Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen. Sind weitere Beeinträchtigungen zu besorgen, so kann der Eigentümer auf Unterlassung klagen.
(2) Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der Eigentümer zur Duldung verpflichtet ist.
(1) Wer vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehenden Schadens verpflichtet.
(2) Die gleiche Verpflichtung trifft denjenigen, welcher gegen ein den Schutz eines anderen bezweckendes Gesetz verstößt. Ist nach dem Inhalt des Gesetzes ein Verstoß gegen dieses auch ohne Verschulden möglich, so tritt die Ersatzpflicht nur im Falle des Verschuldens ein.
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.
(1) Die Durchführung dieses Gesetzes, der auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnungen und der unmittelbar geltenden Rechtsakte der Europäischen Gemeinschaft oder der Europäischen Union im Anwendungsbereich dieses Gesetzes obliegt, vorbehaltlich des § 13a Abs. 3, auch in Verbindung mit einer Rechtsverordnung nach dessen Absatz 4, den nach Landesrecht zuständigen Behörden. Die nach Landesrecht zuständigen Behörden berufen jeweils eine oder mehrere Kommissionen zur Unterstützung der zuständigen Behörden bei
- 1.
der Entscheidung über die Genehmigung von Versuchsvorhaben und - 2.
der Bewertung angezeigter Änderungen genehmigter Versuchsvorhaben, soweit dies in einer Rechtsverordnung nach Absatz 4 vorgesehen ist.
(2) Die zuständigen Behörden sollen im Rahmen der Durchführung dieses Gesetzes oder der auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnungen den beamteten Tierarzt als Sachverständigen beteiligen.
(3) Im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung obliegt die Durchführung dieses Gesetzes, der auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Rechtsvorschriften und der unmittelbar geltenden Rechtsakte der Europäischen Gemeinschaft oder der Europäischen Union im Anwendungsbereich dieses Gesetzes den zuständigen Dienststellen der Bundeswehr. Das Bundesministerium der Verteidigung beruft eine Kommission zur Unterstützung der zuständigen Dienststellen bei
- 1.
der Entscheidung über die Genehmigung von Versuchsvorhaben und - 2.
der Bewertung angezeigter Änderungen genehmigter Versuchsvorhaben, soweit dies in einer Rechtsverordnung nach Absatz 4 vorgesehen ist.
(4) Das Bundesministerium wird ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates das Nähere zu den Kommissionen nach Absatz 1 Satz 2 und Absatz 3 Satz 2 im Hinblick auf
- 1.
deren Zusammensetzung, einschließlich der Sachkunde der Mitglieder, - 2.
das Verfahren der Berufung der Mitglieder und - 3.
die Abgabe von Stellungnahmen durch die Kommissionen zu Anträgen auf Genehmigung von Versuchsvorhaben und angezeigten Änderungen genehmigter Versuchsvorhaben sowie das diesbezügliche Verfahren
(5) Das Bundesministerium wird ermächtigt, im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates vorzusehen, dass die zuständigen Behörden dem Bundesministerium, dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit oder dem Bundesinstitut für Risikobewertung
Angaben zu Entscheidungen der zuständigen Behörden über die Genehmigung von Versuchsvorhaben oder zu von den zuständigen Behörden genehmigten Versuchsvorhaben übermitteln, und dabei das Nähere über die Form und den Inhalt sowie das Verfahren der Übermittlung zu regeln. Personenbezogene Daten dürfen nicht übermittelt werden. Die Vorschriften zum Schutz des geistigen Eigentums und zum Schutz von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen bleiben unberührt.(1) Gewährt das Gesetz eine Steuervergünstigung, weil eine Körperschaft ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke (steuerbegünstigte Zwecke) verfolgt, so gelten die folgenden Vorschriften. Unter Körperschaften sind die Körperschaften, Personenvereinigungen und Vermögensmassen im Sinne des Körperschaftsteuergesetzes zu verstehen. Funktionale Untergliederungen (Abteilungen) von Körperschaften gelten nicht als selbstständige Steuersubjekte.
(2) Werden die steuerbegünstigten Zwecke im Ausland verwirklicht, setzt die Steuervergünstigung voraus, dass natürliche Personen, die ihren Wohnsitz oder ihren gewöhnlichen Aufenthalt im Geltungsbereich dieses Gesetzes haben, gefördert werden oder die Tätigkeit der Körperschaft neben der Verwirklichung der steuerbegünstigten Zwecke auch zum Ansehen der Bundesrepublik Deutschland im Ausland beitragen kann.
(3) Eine Steuervergünstigung setzt zudem voraus, dass die Körperschaft nach ihrer Satzung und bei ihrer tatsächlichen Geschäftsführung keine Bestrebungen im Sinne des § 4 des Bundesverfassungsschutzgesetzes fördert und dem Gedanken der Völkerverständigung nicht zuwiderhandelt. Bei Körperschaften, die im Verfassungsschutzbericht des Bundes oder eines Landes als extremistische Organisation aufgeführt sind, ist widerlegbar davon auszugehen, dass die Voraussetzungen des Satzes 1 nicht erfüllt sind. Die Finanzbehörde teilt Tatsachen, die den Verdacht von Bestrebungen im Sinne des § 4 des Bundesverfassungsschutzgesetzes oder des Zuwiderhandelns gegen den Gedanken der Völkerverständigung begründen, der Verfassungsschutzbehörde mit.
(1) Eine Körperschaft verfolgt gemeinnützige Zwecke, wenn ihre Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern. Eine Förderung der Allgemeinheit ist nicht gegeben, wenn der Kreis der Personen, dem die Förderung zugute kommt, fest abgeschlossen ist, zum Beispiel Zugehörigkeit zu einer Familie oder zur Belegschaft eines Unternehmens, oder infolge seiner Abgrenzung, insbesondere nach räumlichen oder beruflichen Merkmalen, dauernd nur klein sein kann. Eine Förderung der Allgemeinheit liegt nicht allein deswegen vor, weil eine Körperschaft ihre Mittel einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zuführt.
(2) Unter den Voraussetzungen des Absatzes 1 sind als Förderung der Allgemeinheit anzuerkennen:
- 1.
die Förderung von Wissenschaft und Forschung; - 2.
die Förderung der Religion; - 3.
die Förderung des öffentlichen Gesundheitswesens und der öffentlichen Gesundheitspflege, insbesondere die Verhütung und Bekämpfung von übertragbaren Krankheiten, auch durch Krankenhäuser im Sinne des § 67, und von Tierseuchen; - 4.
die Förderung der Jugend- und Altenhilfe; - 5.
die Förderung von Kunst und Kultur; - 6.
die Förderung des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege; - 7.
die Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe; - 8.
die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes und der Naturschutzgesetze der Länder, des Umweltschutzes, einschließlich des Klimaschutzes, des Küstenschutzes und des Hochwasserschutzes; - 9.
die Förderung des Wohlfahrtswesens, insbesondere der Zwecke der amtlich anerkannten Verbände der freien Wohlfahrtspflege (§ 23 der Umsatzsteuer-Durchführungsverordnung), ihrer Unterverbände und ihrer angeschlossenen Einrichtungen und Anstalten; - 10.
die Förderung der Hilfe für politisch, rassistisch oder religiös Verfolgte, für Flüchtlinge, Vertriebene, Aussiedler, Spätaussiedler, Kriegsopfer, Kriegshinterbliebene, Kriegsbeschädigte und Kriegsgefangene, Zivilbeschädigte und Behinderte sowie Hilfe für Opfer von Straftaten; Förderung des Andenkens an Verfolgte, Kriegs- und Katastrophenopfer; Förderung des Suchdienstes für Vermisste, Förderung der Hilfe für Menschen, die auf Grund ihrer geschlechtlichen Identität oder ihrer geschlechtlichen Orientierung diskriminiert werden; - 11.
die Förderung der Rettung aus Lebensgefahr; - 12.
die Förderung des Feuer-, Arbeits-, Katastrophen- und Zivilschutzes sowie der Unfallverhütung; - 13.
die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens; - 14.
die Förderung des Tierschutzes; - 15.
die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit; - 16.
die Förderung von Verbraucherberatung und Verbraucherschutz; - 17.
die Förderung der Fürsorge für Strafgefangene und ehemalige Strafgefangene; - 18.
die Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern; - 19.
die Förderung des Schutzes von Ehe und Familie; - 20.
die Förderung der Kriminalprävention; - 21.
die Förderung des Sports (Schach gilt als Sport); - 22.
die Förderung der Heimatpflege, Heimatkunde und der Ortsverschönerung; - 23.
die Förderung der Tierzucht, der Pflanzenzucht, der Kleingärtnerei, des traditionellen Brauchtums einschließlich des Karnevals, der Fastnacht und des Faschings, der Soldaten- und Reservistenbetreuung, des Amateurfunkens, des Freifunks, des Modellflugs und des Hundesports; - 24.
die allgemeine Förderung des demokratischen Staatswesens im Geltungsbereich dieses Gesetzes; hierzu gehören nicht Bestrebungen, die nur bestimmte Einzelinteressen staatsbürgerlicher Art verfolgen oder die auf den kommunalpolitischen Bereich beschränkt sind; - 25.
die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements zugunsten gemeinnütziger, mildtätiger und kirchlicher Zwecke; - 26.
die Förderung der Unterhaltung und Pflege von Friedhöfen und die Förderung der Unterhaltung von Gedenkstätten für nichtbestattungspflichtige Kinder und Föten.
(1) Die unterliegende Partei hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen, insbesondere die dem Gegner erwachsenen Kosten zu erstatten, soweit sie zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig waren. Die Kostenerstattung umfasst auch die Entschädigung des Gegners für die durch notwendige Reisen oder durch die notwendige Wahrnehmung von Terminen entstandene Zeitversäumnis; die für die Entschädigung von Zeugen geltenden Vorschriften sind entsprechend anzuwenden.
(2) Die gesetzlichen Gebühren und Auslagen des Rechtsanwalts der obsiegenden Partei sind in allen Prozessen zu erstatten, Reisekosten eines Rechtsanwalts, der nicht in dem Bezirk des Prozessgerichts niedergelassen ist und am Ort des Prozessgerichts auch nicht wohnt, jedoch nur insoweit, als die Zuziehung zur zweckentsprechenden Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung notwendig war. Die Kosten mehrerer Rechtsanwälte sind nur insoweit zu erstatten, als sie die Kosten eines Rechtsanwalts nicht übersteigen oder als in der Person des Rechtsanwalts ein Wechsel eintreten musste. In eigener Sache sind dem Rechtsanwalt die Gebühren und Auslagen zu erstatten, die er als Gebühren und Auslagen eines bevollmächtigten Rechtsanwalts erstattet verlangen könnte.
(3) Zu den Kosten des Rechtsstreits im Sinne der Absätze 1, 2 gehören auch die Gebühren, die durch ein Güteverfahren vor einer durch die Landesjustizverwaltung eingerichteten oder anerkannten Gütestelle entstanden sind; dies gilt nicht, wenn zwischen der Beendigung des Güteverfahrens und der Klageerhebung mehr als ein Jahr verstrichen ist.
(4) Zu den Kosten des Rechtsstreits im Sinne von Absatz 1 gehören auch Kosten, die die obsiegende Partei der unterlegenen Partei im Verlaufe des Rechtsstreits gezahlt hat.
(5) Wurde in einem Rechtsstreit über einen Anspruch nach Absatz 1 Satz 1 entschieden, so ist die Verjährung des Anspruchs gehemmt, bis die Entscheidung rechtskräftig geworden ist oder der Rechtsstreit auf andere Weise beendet wird.
(1) Haben die Parteien in der mündlichen Verhandlung oder durch Einreichung eines Schriftsatzes oder zu Protokoll der Geschäftsstelle den Rechtsstreit in der Hauptsache für erledigt erklärt, so entscheidet das Gericht über die Kosten unter Berücksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes nach billigem Ermessen durch Beschluss. Dasselbe gilt, wenn der Beklagte der Erledigungserklärung des Klägers nicht innerhalb einer Notfrist von zwei Wochen seit der Zustellung des Schriftsatzes widerspricht, wenn der Beklagte zuvor auf diese Folge hingewiesen worden ist.
(2) Gegen die Entscheidung findet die sofortige Beschwerde statt. Dies gilt nicht, wenn der Streitwert der Hauptsache den in § 511 genannten Betrag nicht übersteigt. Vor der Entscheidung über die Beschwerde ist der Gegner zu hören.
Andere Urteile sind gegen eine der Höhe nach zu bestimmende Sicherheit für vorläufig vollstreckbar zu erklären. Soweit wegen einer Geldforderung zu vollstrecken ist, genügt es, wenn die Höhe der Sicherheitsleistung in einem bestimmten Verhältnis zur Höhe des jeweils zu vollstreckenden Betrages angegeben wird. Handelt es sich um ein Urteil, das ein Versäumnisurteil aufrechterhält, so ist auszusprechen, dass die Vollstreckung aus dem Versäumnisurteil nur gegen Leistung der Sicherheit fortgesetzt werden darf.
(1) Vorbereitende Schriftsätze und deren Anlagen, schriftlich einzureichende Anträge und Erklärungen der Parteien sowie schriftlich einzureichende Auskünfte, Aussagen, Gutachten, Übersetzungen und Erklärungen Dritter können nach Maßgabe der folgenden Absätze als elektronische Dokumente bei Gericht eingereicht werden.
(2) Das elektronische Dokument muss für die Bearbeitung durch das Gericht geeignet sein. Die Bundesregierung bestimmt durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates technische Rahmenbedingungen für die Übermittlung und die Eignung zur Bearbeitung durch das Gericht.
(3) Das elektronische Dokument muss mit einer qualifizierten elektronischen Signatur der verantwortenden Person versehen sein oder von der verantwortenden Person signiert und auf einem sicheren Übermittlungsweg eingereicht werden. Satz 1 gilt nicht für Anlagen, die vorbereitenden Schriftsätzen beigefügt sind.
(4) Sichere Übermittlungswege sind
- 1.
der Postfach- und Versanddienst eines De-Mail-Kontos, wenn der Absender bei Versand der Nachricht sicher im Sinne des § 4 Absatz 1 Satz 2 des De-Mail-Gesetzes angemeldet ist und er sich die sichere Anmeldung gemäß § 5 Absatz 5 des De-Mail-Gesetzes bestätigen lässt, - 2.
der Übermittlungsweg zwischen den besonderen elektronischen Anwaltspostfächern nach den §§ 31a und 31b der Bundesrechtsanwaltsordnung oder einem entsprechenden, auf gesetzlicher Grundlage errichteten elektronischen Postfach und der elektronischen Poststelle des Gerichts, - 3.
der Übermittlungsweg zwischen einem nach Durchführung eines Identifizierungsverfahrens eingerichteten Postfach einer Behörde oder einer juristischen Person des öffentlichen Rechts und der elektronischen Poststelle des Gerichts, - 4.
der Übermittlungsweg zwischen einem nach Durchführung eines Identifizierungsverfahrens eingerichteten elektronischen Postfach einer natürlichen oder juristischen Person oder einer sonstigen Vereinigung und der elektronischen Poststelle des Gerichts, - 5.
der Übermittlungsweg zwischen einem nach Durchführung eines Identifizierungsverfahrens genutzten Postfach- und Versanddienst eines Nutzerkontos im Sinne des § 2 Absatz 5 des Onlinezugangsgesetzes und der elektronischen Poststelle des Gerichts, - 6.
sonstige bundeseinheitliche Übermittlungswege, die durch Rechtsverordnung der Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates festgelegt werden, bei denen die Authentizität und Integrität der Daten sowie die Barrierefreiheit gewährleistet sind.
(5) Ein elektronisches Dokument ist eingegangen, sobald es auf der für den Empfang bestimmten Einrichtung des Gerichts gespeichert ist. Dem Absender ist eine automatisierte Bestätigung über den Zeitpunkt des Eingangs zu erteilen.
(6) Ist ein elektronisches Dokument für das Gericht zur Bearbeitung nicht geeignet, ist dies dem Absender unter Hinweis auf die Unwirksamkeit des Eingangs unverzüglich mitzuteilen. Das Dokument gilt als zum Zeitpunkt der früheren Einreichung eingegangen, sofern der Absender es unverzüglich in einer für das Gericht zur Bearbeitung geeigneten Form nachreicht und glaubhaft macht, dass es mit dem zuerst eingereichten Dokument inhaltlich übereinstimmt.