Verwaltungsgericht München Urteil, 06. Okt. 2016 - M 10 K 16.2393

published on 06/10/2016 00:00
Verwaltungsgericht München Urteil, 06. Okt. 2016 - M 10 K 16.2393
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Gericht

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Tenor

I. Der Bescheid der Beklagten vom 27. April 2016 wird in Nrn. 1 und 2 aufgehoben, soweit dort Fristen festgesetzt wurden.

Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

II. Die Klägerin hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.

III. Die Kostenentscheidung ist vorläufig vollstreckbar.

Die Klägerin darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in Höhe des vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vorher Sicherheit in gleicher Höhe leistet.

Tatbestand

Die Klägerin ist eine Gemeinschaft von Wohnungseigentümern des Anwesens …-Str. 7 in … Das Anwesen ist an die Hausmüllentsorgung der Beklagten als öffentliche Einrichtung angeschlossen. Die verschiedenen Abfallbehälter von 120 l (6 für Restmüll, 8 für Papier und 1 für Biomüll) sind bisher in einem Kellerraum untergestellt, der von der Straße her über eine kleine Kellertür mit einer lichten Höhe von etwa 1,58 m über eine steile Treppe und einen niedrigen Kellergang (Höhe teilweise 1,83 m) erreichbar ist. Die Tonnen wurden bisher von den Müllladern der Beklagten zur Leerung über die Treppe hinaufgetragen.

Bei einer Nachschau durch den Arbeitsschutzbeauftragten des Abfallwirtschaftsbetriebes der Beklagten wurde beanstandet, dass Holen und Zurückbringen der Tonnen aufgrund der Beschaffenheit des Zugangs (steile Treppe, Türstock von lediglich 1,58 m Höhe) nur in gebückter Haltung möglich sei mit der Gefahr, dass sich die Mülllader Verletzungen zuzögen. Die Hausverwaltung der Klägerin wurde gebeten, die Müllbehälter an den bestimmten Abfuhrtagen selbst zur Leerung an der Straße so aufzustellen, dass sie ohne Schwierigkeiten und Zeitverlust entleert werden könnten. Dem kam die Hausverwaltung letztlich nach verschiedenen Gesprächen und Ortsbesichtigungen nicht nach. Auch eine Lösung hinsichtlich eines anderen geeigneten Aufstellortes für die Mülltonnen im Anwesen der Klägerin wurde nicht gefunden.

Bei einem Ortstermin am 6. April 2016 wurde erörtert, ob gegebenfalls eine bauliche Umgestaltung des Zugangsbereichs bzw. der Treppe in Betracht käme. Dabei wurden am Tonnenstandplatz weitere Probleme festgestellt. Eine Eisenstange an der Decke des Kellergangs stelle ein erhöhtes Unfallrisiko dar und müsse entfernt werden; der sehr glatte Treppenbelag sei insbesondere bei nasser Witterung rutschgefährdet. Der stark beschädigte Boden führe zu Stolperstellen im Gang; die zur Verfügung stehende Treppenbreite sei durch eine Fahrradführung [eine schmale Rampe über die Treppenstufen entlang der Wand] erheblich verringert; die Stufen seien aufgrund unterschiedlicher Steigungen zwischen 12 cm - 18 cm nicht trittsicher. Im Abstellraum vorhandene Stromzähler und Sicherungskästen müssten gegen Beschädigungen ausreichend gesichert sein; es müsse ein gesonderter Müllraum mit Belüftung eingerichtet werden.

Ob ein Umbau aus denkmalschutzrechtlicher Sicht zulässig wäre, sei bisher ungeklärt; die geschätzten Kosten könnten bei 25.000 EUR liegen.

Am 27. April 2016 wurde mit Bescheid des Abfallwirtschaftsbetriebs der Beklagten der Vollservice für das klägerische Anwesen zum 16. Mai 2016 eingestellt (Nr. 1 des Bescheides) und angeordnet, dass die für das klägerische Anwesen zur Verfügung gestellten Müll- und Wertstoffbehälter ab dem 17. Mai 2016 an den jeweiligen Leerungstagen entsprechend der Allgemeinen Hinweise zur Eigenbereitstellung im Abschluss dieses Bescheides selbst bereit zu stellen und nach der Leerung wieder auf ihren Standplatz zurückzubringen seien (Nr. 2 des Bescheides).

Zur Begründung wurde ausgeführt, die Klägerin sei aufgrund diverser Behinderungen am bisherigen Müllbehälterstandplatz um eine so genannte Eigenbereitstellung gebeten worden. Dies sei nicht erfolgt. Auch andere mögliche Lösungen hätten nicht verwirklicht werden können. Da die Gegebenheiten vor Ort noch immer unverändert seien und davon erhebliche Gefahren für die Gesundheit der Mitarbeiter ausgingen, werde zum Schutz der Mitarbeiter die so genannte Eigenbereitstellung angeordnet. Die Anordnung beruhe auf § 11 Abs. 1 i.V.m. § 6 Abs. 1 und 4 Hausmüllentsorgungssatzung. Die anschlusspflichtigen Grundstückseigentümer hätten dafür Sorge zu tragen, dass die Müllbehälter behinderungsfrei auf gut begehbaren und für Großbehälter befahrbaren Wegen erreicht werden könnten. Der Abfallwirtschaftsbetrieb könne im Einzelfall die Eigenbereitstellung verlangen, wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt seien, insbesondere wenn bei der Abholung von Standplätzen kein gefahrloser Transport möglich sei und gesundheitsgefährdende Belastungen durch manuelle Handhabung durch das städtische Einsammelpersonal nicht soweit wie möglich vermieden werden könnten. Insbesondere müsse die Einhaltung der Unfallverhütungsvorschriften gesichert sein. Wegen der beschriebenen Behinderungen auf dem Transportweg und am Standplatz ergäben sich für die Mitarbeiter nicht hinnehmbare hohe körperliche Belastungen und Beanspruchungen bei dem Bereitstellen der Abfallbehälter. Der Beklagte habe als Arbeitgeber geeignete Maßnahmen zu treffen, um Gefährdungen für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten zu vermeiden bzw. möglichst gering zu halten. Eine Fortführung des so genannten Vollservice sei nicht mehr möglich, da weder der Standplatz noch der Zugang hierzu den Satzungsbestimmungen entsprächen. Die Eigenbereitstellung durch die Klägerin sei erforderlich, geeignet und angemessen, um den Arbeits- und Gesundheitsschutz für die Mitarbeiter des Einsammeldienstes zu gewährleisten. Bestandsschutz habe für den Standplatz aufgrund der Verstöße gegen die Hausmüllentsorgungssatzung und geltende Brandschutzvorschriften nie bestanden. Ein Vertrauensschutz auf die Beibehaltung des bisherigen rechtswidrigen Handelns bestehe nicht. Eine Änderung der langjährigen Praxis könne jederzeit in rechtlich zulässiger Weise erfolgen. Die Anordnung sei auch verhältnismäßig. Eine übermäßige Behinderung der Passanten auf dem am Anwesen vorbeiführenden Fußweg finde bei der Eigenaufstellung nicht statt. Mildere Mittel seien mangels Alternative für eine Verlegung des Müllbehälterstandplatzes nicht ersichtlich. Insbesondere scheide ein Transport vom Hinterhof durch das steile Treppenhaus des eigentlichen Anwesens aus, da so genannte Traghäuser nicht mehr eingerichtet werden dürften. Dass ein Umbau der bestehenden Zugangsmöglichkeit aus finanziellen oder denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht habe realisiert werden können, könne nicht dem städtischen Abfuhrpersonal angelastet werden.

Die Klägerin hat am 25. Mai 2016 Klage zum Bayerischen Verwaltungsgericht München erhoben mit dem Antrag,

den Bescheid der Beklagten vom 27. April 2016 gegenüber der Klägerin zur Anordnung der Eigenbereitstellung für das klägerische Anwesen aufzuheben sowie die Beklagte zu verpflichten, den so genannten Vollservice für das Anwesen der Klägerin wieder aufzunehmen.

Zur Begründung wird ausgeführt, das Anwesen stehe unter Denkmalschutz. Die Mülltonnen für das Anwesen stünden im Keller hinter einer Tür, die sich neben der Hauseingangstür befinde und seien über wenige Treppenstufen erreichbar. Auch diese Tür unterliege - wie die gesamte Fassade und ihre Gestaltung - dem Denkmalschutz. Die Mülltonnen würden seit mindestens 40 Jahren auf dem beschriebenen Weg befördert. Die vorhandene lichte Höhe von etwa 1,60 m könne bautechnisch auf maximal 1,75 m erweitert werden; eine Durchgangshöhe von 2 m sei nicht erreichbar. Der angegriffene Bescheid sei schon deswegen aufzuheben, da er keine wirkliche Abwägung zwischen den Vorschriften des Denkmalschutzes und denen der Hausmüllentsorgungssatzung der Beklagten enthalte. Ein Türumbau sei technisch machbar, jedoch aus denkmalschutzrechtlichen Gründen nicht realisierbar. Demzufolge müssten die Anforderungen der Hausmüllentsorgungssatzung zurücktreten. Erstaunlich sei im Übrigen, dass die Beklagte den bisherigen Transport der Tonnen aus dem Keller den Mitarbeitern nicht mehr zumuten wolle, andererseits aber anordne, dass der Eigentümer die Mülltonnen selbst auf den Gehweg zu stellen habe. Auch die Klägerin dürfe aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen niemanden dafür einstellen. Jedenfalls scheide ein baulicher Eingriff, der eine Durchgangshöhe von mindestens 2 m schaffe, aus konstruktiven Gründen aus. Eine baulich erreichbare Durchgangshöhe von 1,97 m könne den Mitarbeitern der Beklagten letztlich zugemutet werden.

Auch die weiteren Begründungen im angegriffenen Bescheid würden diesen nicht tragen. Ausgetreten Stufen seien im Altbau die Regel und nicht die Ausnahme; man werde kaum sämtliche Kellertreppen in Altbauten aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen begradigen. Ebenso sei es sicher die Regel, dass Steinstufen bei Regen glatt seien; hier könne eine Gummikante Abhilfe schaffen. Ungeschützte Sicherungskästen seien ein eher an den Haaren herbeigezogenes Argument. Schließlich sei die aus statischen Gründen notwendige Eisenstange über Kopfhöhe - im Gegensatz zur Eintrittshöhe - durch die Kellertür kein Problem. Der Bevollmächtigte der Klägerin sei bei einer Körpergröße von 1,92 m bei einem Ortstermin durch diese Stange nicht beeinträchtigt worden.

Die Beklagte beantragt

Klageabweisung.

Sie trägt vor, die Entsorgung über so genannte Traghäuser im Altbestand werde im Wege der Abwägung mit Arbeitsschutzgesichtspunkten nur noch dann hingenommen, wenn lediglich die Treppennutzung als solche der ordnungsgemäßen sicheren Entsorgung entgegenstehe. Im vorliegenden Fall seien aber weitere, für die Müllwerker belastende Umstände hinzugetreten.

Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Gerichts- und die beigezogene Verwaltungsakte Bezug genommen.

Gründe

Die zulässige Klage bleibt in der Sache im Wesentlichen ohne Erfolg. Die Anordnung der Eigenbereitstellung im angefochtenen Bescheid des Beklagten vom 27. April 2016 ist rechtmäßig und verletzt die Klägerin nicht in ihren Rechten, § 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO. Lediglich die Fristsetzung für die Umstellung von der bisherigen Abholung durch die Beklagte im Vollservice auf nunmehr die Eigenbereitstellung ab dem 17. Mai 2016 ist rechtswidrig und deshalb aufzuheben.

1. Streitgegenständlich ist - neben der Fristsetzung - nur die Anordnung der Eigenbereitstellung, wie sie in Nr. 2 des angefochtenen Bescheides geregelt ist. Nr. 1 des Bescheides, wonach der Beklagte seinen Vollservice für das Anwesen der Klägerin einstellt, hat insoweit keinen eigenständigen Regelungsgehalt. Die „Einstellung des Vollservices“ besteht gerade darin, dass eine Eigenbereitstellung angeordnet wird, die Müllbehälter also gerade nicht mehr von den Beschäftigten der Beklagten aus dem klägerischen Anwesen geholt werden, vielmehr der Klägerin selbst auferlegt wird, diese Müllbehälter - wie in den Bescheidsgründen ausgeführt - auf dem öffentlichen Gehweg vor dem Anwesen aufzustellen.

2. Die Anordnung der Eigenbereitstellung kann vorliegend auf § 11 Abs. 1 i.V.m. § 6 Abs. 1 Satz 3 Satzung über die Hausmüllentsorgung der Beklagten (Hausmüllentsorgungssatzung) vom 12. Dezember 2001 in der Fassung der letzten Änderung vom 15. Januar 2015 gestützt werden.

a) Bedenken gegen die formelle und inhaltliche Richtigkeit der Hausmüllentsorgungssatzung wurden nicht vorgetragen und sind auch nicht ersichtlich. Nach Art. 7 Bayerisches Abfallwirtschaftsgesetz (BayAbfG) können die entsorgungspflichtigen Körperschaften - hier also die Beklagte als kreisfreie Gemeinde nach Art. 3 Abs. 1 Satz 1 BayAbfG - durch Satzung den Anschlusszwang und die Überlassungspflicht regeln. Sie können insbesondere bestimmen, in welcher Art, in welcher Weise, an welchem Ort und zu welcher Zeit ihnen die Abfälle zu überlassen sind. Diese landesrechtliche Ermächtigung wird durch § 6 und die übrigen Regelungen der Hausmüllentsorgungssatzung der Beklagten ausgefüllt.

Im Gebiet der Beklagten ist es die Regel - von der Beklagten als so genannter Vollservice bezeichnet - dass der hierzu errichtete Abfallwirtschaftsbetrieb die Müllbehälter durch seine Beschäftigten von den Stellplätzen auf den jeweiligen Grundstücken zum Entleeren in das Müllfahrzeug abholt und wieder zurückbringt. Unter bestimmten Voraussetzungen, die in § 6 Hausmüllentsorgungssatzung näher geregelt sind, zum Beispiel in Fällen der angeordneten Eigenbereitstellung (§ 6 Abs. 1 Satz 4 Hausmüllentsorgungssatzung) oder wenn der Standplatz für die Müllbehälter in einer Entfernung von mehr als 15 m von der nächsten mit Müllsammelfahrzeugen befahrbaren Zufahrtsmöglichkeit entfernt ist (§ 6 Abs. 1 Sätze 6 und 7 Hausmüllentsorgungssatzung), müssen die Anschlusspflichtigen dagegen die Mülltonnen auf eigene Veranlassung und Kosten selbst außerhalb der Grundstückseinfriedung aufstellen und nach Leerung zurückbringen.

Es ist nicht zu beanstanden, dass die Möglichkeit vorgesehen ist, gegenüber Abfallüberlassungspflichtigen die eigene Verbringung der Müllbehälter vor das Grundstück auf öffentlichen Straßengrund anzuordnen. Einen gesetzlichen Anspruch auf die Abholung jeglichen Abfalls vom Grundstück der Benutzer der Hausmüllentsorgung gibt es nicht. Bei vielen abfallbeseitigungspflichtigen Körperschaften in Bayern ist es sogar der Regelfall, dass Müllbehälter von den Nutzern außerhalb ihres Grundstücks bereitgestellt werden müssen und nach der Leerung auch wieder selbst zurückgebracht werden müssen. Die Zulässigkeit derartiger Regelungen wurde von der Rechtsprechung nie beanstandet (vgl. BayVGH, U.v. 8.4.1992 - 4 B 88.933 - BayVBl 1993, 662). Sogar Bestimmungen einer Abfallsatzung, die vorsehen, dass die Überlassungspflichtigen die Abfallbehältnisse unter bestimmten Voraussetzungen an einen grundstücksfernen Aufstellort verbringen müssen, sind rechtlich grundsätzlich unbedenklich (BVerwG, B.v. 17.3.2011 - 7 B 4/11 -, juris Rn. 8 m. w. N.).

Darüber hinaus ist es im Bereich der Beklagten - außerhalb des so genannten Holsystems für Papier-, Bioabfall und Restmüll - geregelt, dass Sperrmüll, Problemstoffe, Verpackungsmüll (Glas, Metall und Kunststoffe), Gartenabfälle und Altkleider im Rahmen des so genannten Bringsystems zu Wertstoffcontainern oder auf die Wertstoffhöfe zu verbringen sind. Auch dies ist nicht zu beanstanden. Der Beklagten steht es im Rahmen ihres weiten satzungsgeberischen Spielraumes frei, die Überlassung, Einsammlung, Beseitigung und Verwertung von Abfall unterschiedlich zu regeln, wie es durch die Allgemeine Abfallsatzung, die Hausmüllentsorgungssatzung, die Hausratsperrmüll-, Wertstoff- und Problemmüllsatzung, die Gewerbe- und Bauabfallentsorgungssatzung sowie die Gartenabfallentsorgungssatzung der Beklagten erfolgt.

b) Nach § 11 Abs. 1 Hausmüllentsorgungssatzung kann die Beklagte zur Erfüllung der nach dieser Satzung bestehenden Verpflichtungen Anordnungen für den Einzelfall erlassen. Nach § 6 Abs. 1 Satz 4 Hausmüllentsorgungssatzung kann die Beklagte im Einzelfall den Standplatz bestimmen oder, wenn von den Anschlusspflichtigen die in den Sätzen 1 oder 3 genannten Voraussetzungen nicht geschaffen werden, die Eigenbereitstellung der Müll- und Wertstoffbehälter verlangen. Nach dem hier nur Anwendung findenden Satz 1 sind die Müll- und Wertstoffbehälter von den Anschlusspflichtigen so aufzustellen, dass sie vom Abfuhrpersonal behinderungsfrei auf kürzesten, gut begehbaren und für Großbehälter befahrbaren Wegen erreicht werden können; dazu gehört insbesondere auch, dass eine Randsteinabsenkung vorhanden ist. Für den Fall der Anordnung der Eigenbereitstellung ist in § 6 Abs. 1 Satz 5 Hausmüllentsorgungssatzung geregelt, dass die Pflichtigen die Müll- und Wertstoffbehälter laufend auf eigene Veranlassung und Kosten am Abfuhrtag außerhalb der Grundstückseinfriedung so aufzustellen haben, dass sie ohne Schwierigkeiten und Zeitverlust entleert werden können; Verkehrsteilnehmer dürfen durch die Aufstellung der Müll- und Wertstoffbehälter nicht behindert oder gefährdet werden. Nach der Leerung sind die Behälter unverzüglich an ihren gewöhnlichen Standplatz zurück zu bringen.

§ 6 Abs. 4 Hausmüllentsorgungssatzung fordert weiterhin, dass die Standplätze der Müll-/Wertstoffbehälter ohne Unfallgefahr und Behinderung zugänglich sein müssen. Insbesondere sind die Standplätze und deren Zugänge so einzurichten, dass die Einhaltung bestimmter Unfallverhütungsvorschriften - hier insbesondere der Sammlung und des Transports von Abfall (GUV-R 238-1) - gesichert ist. Auch arbeitsschutzrechtliche Bestimmungen können für eine Mitwirkung des Überlassungspflichtigen durch Verbringen der Abfallbehältnisse herangezogen werden (BVerwG, B.v. 17.3.2011 - 7 B 4/11 - juris Rn. 9)

Nach Nr. 3.2.1 GUV-R 238-1 (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, Regel Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten der Abfallwirtschaft, Teil 1: Sammlung und Transport von Abfall) von 1/2007 dürfen unter Hinweis auf § 2 LasthandhabV Abfälle von Bereitstellungsplätzen nur dann abgeholt werden, wenn ein gefahrloser Transport möglich ist und gesundheitsgefährdende Belastungen durch manuelle Handhabung soweit wie möglich vermieden werden; dort wird im Einzelnen aufgelistet, welche vielfältigen Aspekte letztlich bei dieser Tätigkeit zu beachten bzw. abzuwägen sind. Nach § 2 Abs. 1 Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der manuellen Handhabung von Lasten bei der Arbeit (Lastenhandhabungsverordnung - LasthandhabV) vom 4. Dezember 1996 hat der Arbeitgeber geeignete organisatorische Maßnahmen zu treffen oder geeignete Arbeitsmittel, insbesondere mechanische Ausrüstungen, einzusetzen, um manuelle Handhabungen von Lasten, die für die Beschäftigten eine Gefahr für die Sicherheit und Gesundheit, insbesondere der Lendenwirbelsäule mit sich bringen, zu vermeiden. Nach § 2 Abs. 2 LasthandhabV hat der Arbeitgeber - wenn manuelle Handhabungen von Lasten nicht vermieden werden können - geeignete Maßnahmen zu treffen, damit eine Gefährdung von Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten möglichst geringgehalten wird.

Danach hat im vorliegenden Fall die Beklagte in nicht zu beanstandender Weise angeordnet, dass die Klägerin die im Keller aufgestellten Abfallbehälter jeweils selbst an den jeweiligen Leerungstagen auf öffentlichem Straßengrund bereitzustellen hat. Die Beklagte hat aufgrund einer Beurteilung der Arbeitsbedingungen vor Ort im so genannten Traghaus festgestellt, dass bei den gegebenen Verhältnissen ein für die Arbeitnehmer gefahrloser Transport nicht möglich ist bzw. gesundheitsgefährdende Belastungen über Gebühr stattfinden. Anhand der dem Gericht vorgelegten Fotos und der Maßangaben der baulichen Bestandsaufnahme lässt sich feststellen, dass die Kellertür als Zugang zu den Behältnissen schmal ist und lediglich eine lichte Höhe von 1,58 m aufweist (Anlagen K 3 + K 4 der Klägerin). Auch der Kellerraum selbst, der der Bereitstellung der Reststoff-, Biomüll- und Papiertonnen dient, ist relativ schmal, sodass die zweireihig aufgestellten Tonnen den Durchgang auf weniger als eine Türbreite verringern (Bl. 33 der Behördenakte - BA). Die Stufen der Kellertreppe an der Kellertür zur Straße hin sind sehr schmal und machen einen brüchigen Eindruck. Die weiterführenden Stufen sind breiter, jedoch augenscheinlich auch in schlechtem baulichem Zustand mit Kantenanbrüchen. Die Treppe wird durch eine schmale Rampe eingeengt, die dem Schieben von Fahrrädern dient (Bl. 28 + 29 BA). Der Boden des Müllraumes selbst ist stark uneben und der Bodenbelag schadhaft (Bl. 25 + 26 BA). In einem anschließenden Kellerraum, der auch der Aufstellung einiger weiterer Müllbehälter dient, ist durch einen elektrischen Verteilerkasten und auf Putz verlegte Kabelrohre verengt (Bl. 32 BA). Es liegt für das Gericht auf der Hand, dass das Hinaufschaffen der vollen Müllbehälter durch beengte Räumlichkeiten über die unregelmäßigen Treppenstufen und durch die niedrige Kellertüre eine starke Belastung insbesondere auch der Wirbelsäule der Beschäftigten der Beklagten mit sich bringt: es kommt nur ein Hinaufziehen der einzelnen Mülltonnen über die Treppenstufen im Rückwärtsgang nach oben in Betracht, wobei wegen der niedrigen Zugangstüre eine starke Krümmung des Rückens erforderlich wird. Das Zurückbringen der geleerten Tonnen ist bei wesentlich geringerer Last sicher nicht so problematisch, aber auch hier ist ein Vorwärts- oder Rückwärtsgehen nach unten in unnatürlich gebeugter Haltung erforderlich. Bei insgesamt 15 hinauf und wieder hinunter zu befördernden Abfallbehältern - wenn auch an unterschiedlichen Leerungstagen - ist damit eine erhebliche Belastung der Beschäftigten der Beklagten gegeben.

Nach § 11 Abs. 1 der Hausmüllentsorgungssatzung kann die Beklagte zur Erfüllung der nach dieser Satzung bestehenden Verpflichtungen Anordnungen für den Einzelfall erlassen. Die tatbestandlichen Voraussetzungen für eine Anordnung liegen nach oben Gesagtem vor. Es ist auch nicht ermessensfehlerhaft, wenn die Beklagte nunmehr eine Eigenbereitstellung durch die Klägerin verlangt, obwohl sie über viele Jahre diese Situation hingenommen hat. Für die Klägerin konnte kein Vertrauen dahingehend entstehen, dass die bisherige Hinaufbeförderung der Abfallbehälter durch die Beklagte dauerhaft beibehalten wird, obwohl dies für die Bediensteten der Beklagten eine erhebliche Beeinträchtigung bis hin zu einer Gefährdung der Gesundheit mit sich bringt. Insoweit liegt eine konkrete Gefahr vor, auf die die Beklagte jederzeit ermessensgerecht reagieren konnte. Die Erwägung der Beklagten, die Entsorgung über so genannte Traghäuser im Altbestand im Wege der Abwägung mit Arbeitsschutzgesichtspunkten nur noch dann hinzunehmen, wenn lediglich die Treppen zum als solche der ordnungsgemäßen sicheren Entsorgung entgegenstünden, ist nicht zu beanstanden. Im vorliegenden Fall kommt erschwerend hinzu, dass die Treppe eng und baulich problematisch ist und die Kellertür eine zu geringe Höhe hat, die kein aufrechtes Arbeiten zur bestmöglichen Schonung der Wirbelsäule zulässt. Insbesondere ist die Anordnung der Eigenbereitstellung auch das einzig geeignete Mittel, die Gefährdung für die Bediensteten zu beseitigen. So hat die Beklagte vor dem Erlass des angefochtenen Bescheides versucht, mit der Klägerin andere Möglichkeiten zu finden, um die Transportbelastung zu verringern oder zu beseitigen. So war es aber nicht möglich, die Aufstellung der Müllbehältnisse im Hinterhof zu verwirklichen, da hierzu eine Zuwegung über ein Nachbargrundstück erforderlich geworden wäre, dem aber der Nachbareigentümer nicht zugestimmt hat. Soweit der Klägerbevollmächtigte die Möglichkeit anspricht, bei einer Aufstellung der Müllbehältnisse im Hinterhof diese dann über das eigentliche Haupttreppenhaus des Anwesens zur Straße zu befördern, würde dies zu einer eher noch höheren Belastung der Beschäftigten der Beklagten führen, denn hierzu müssten sie ein Hochparterre überwinden, das heißt mit den befüllten Tonnen erst einige Treppenstufen hinauf und dann wieder hinunter, und in der Gegenrichtung mit den leeren Tonnen wiederum genauso. Eine andere Lösung anstelle der Eigenbereitstellung erscheint derzeit nicht möglich. Soweit der Klägerbevollmächtigte darauf hinweist, dass zwar die Bediensteten der Beklagten die belastende und gesundheitsgefährdende Transporttätigkeit über die Treppe vom Keller hinauf nicht mehr wahrnehmen müssten, dann aber die Klägerin vor dasselbe Problem gestellt werde, bleibt dies ohne Belang. Zum einen müsste ein von der Klägerin Beauftragter die unten stehenden Tonnen an den jeweiligen Leerungstagen nur in diesem Anwesen bewegen, wogegen das Müllsammelpersonal der Beklagten jeden Tag über die gesamte Arbeitszeit hinweg ständig Müllbehältnisse transportieren muss. Insoweit liegt eine in der Summe wesentlich höhere Belastung der Beschäftigten der Beklagten vor, als bei einem für den Einzelfall für dieses Anwesen Beauftragen. Zum anderen hätte es die Klägerin in der Hand, durch geeignete bauliche Veränderungen eine günstigere Transportsituation zu schaffen. Insbesondere wäre es technisch möglich, einen für die Örtlichkeiten maßgeschneiderten Schrägaufzug für die Müllbehälter einzubauen.

Damit ist die Klage insoweit abzuweisen.

3. Aufzuheben ist dagegen die Fristsetzung in den Nrn. 1 und 2 des angefochtenen Bescheides vom 27. April 2016. Die Fristbestimmung als solche ist nicht wesentlicher Teil der Grundanordnung - hier der Eigenbereitstellungsanordnung - sondern erfolgt für eine evtl. Vollstreckung der Anordnung. Mit der Frist wird bestimmt, bis wann eine Handlung vorzunehmen ist. So ist in Art. 19 Abs. 2 VwZVG als Voraussetzung der Vollstreckung unter anderem geregelt, dass der zu einer sonstigen Handlung Verpflichtete (Vollstreckungsschuldner) seine Verpflichtung nicht rechtzeitig erfüllt. Auch Art. 36 Abs. 1 Satz 2 und Art. 37 Abs. 1 Satz 1 VwZVG bestimmen für die Androhung und die Anwendung der Zwangsmittel, dass jeweils eine Frist für die Erfüllung der Verpflichtung zu bestimmen ist.

Eine Fristsetzung zur Vollstreckung setzt aber voraus, dass nach Art. 19 Abs. 1 Nrn. 1 - 3 VwZVG ein Verwaltungsakt nicht mehr mit einem förmlichen Rechtsbehelf angefochten werden kann oder ein förmlicher Rechtsbehelf keine aufschiebende Wirkung hat bzw. die sofortige Vollziehung angeordnet ist. Für die vorliegende Grundanordnung - Anordnung der Eigenbereitstellung - liegt keine der tatbestandlichen Voraussetzungen des Art. 19 Abs. 1 VwZVG vor. Die Klage gegen den Bescheid vom 27. April 2016 hat aufschiebende Wirkung, § 80 Abs. 1 Satz 1 VwGO. Eine sofortige Vollziehung im öffentlichen Interesse nach § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 VwGO war nicht angeordnet worden. Mit rechtzeitiger Klageerhebung trat damit die aufschiebende Wirkung ein und der angefochtene Bescheid war nicht vollstreckbar, sodass die Fristsetzung gegenstandslos wurde. Aus Gründen der Rechtssicherheit ist die Fristsetzung deshalb aufzuheben.

4. Die Kostenentscheidung beruht auf § 155 Abs. 1 Satz 3 VwGO. Das Obsiegen der Klägerin hinsichtlich der Fristsetzung betraf nur einen geringen Teil des Klagebegehrens, weshalb der Klägerin die Kosten ganz auferlegt werden.

Die vorläufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung folgt aus § 167 VwGO i.V.m. §§ 708 Nr. 11, 711 ZPO.

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(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag au

(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a). (2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur 1. bei der

Für vorläufig vollstreckbar ohne Sicherheitsleistung sind zu erklären:1.Urteile, die auf Grund eines Anerkenntnisses oder eines Verzichts ergehen;2.Versäumnisurteile und Urteile nach Lage der Akten gegen die säumige Partei gemäß § 331a;3.Urteile, dur

(1) Soweit sich aus diesem Gesetz nichts anderes ergibt, gilt für die Vollstreckung das Achte Buch der Zivilprozeßordnung entsprechend. Vollstreckungsgericht ist das Gericht des ersten Rechtszugs. (2) Urteile auf Anfechtungs- und Verpflichtungskl
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(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag au

(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a). (2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur 1. bei der

Für vorläufig vollstreckbar ohne Sicherheitsleistung sind zu erklären:1.Urteile, die auf Grund eines Anerkenntnisses oder eines Verzichts ergehen;2.Versäumnisurteile und Urteile nach Lage der Akten gegen die säumige Partei gemäß § 331a;3.Urteile, dur

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published on 17/03/2011 00:00

Gründe I. 1 Die Kläger wenden sich gegen eine abfallrechtliche Anordnung, mit der ihnen
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(1) Soweit der Verwaltungsakt rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, hebt das Gericht den Verwaltungsakt und den etwaigen Widerspruchsbescheid auf. Ist der Verwaltungsakt schon vollzogen, so kann das Gericht auf Antrag auch aussprechen, daß und wie die Verwaltungsbehörde die Vollziehung rückgängig zu machen hat. Dieser Ausspruch ist nur zulässig, wenn die Behörde dazu in der Lage und diese Frage spruchreif ist. Hat sich der Verwaltungsakt vorher durch Zurücknahme oder anders erledigt, so spricht das Gericht auf Antrag durch Urteil aus, daß der Verwaltungsakt rechtswidrig gewesen ist, wenn der Kläger ein berechtigtes Interesse an dieser Feststellung hat.

(2) Begehrt der Kläger die Änderung eines Verwaltungsakts, der einen Geldbetrag festsetzt oder eine darauf bezogene Feststellung trifft, kann das Gericht den Betrag in anderer Höhe festsetzen oder die Feststellung durch eine andere ersetzen. Erfordert die Ermittlung des festzusetzenden oder festzustellenden Betrags einen nicht unerheblichen Aufwand, kann das Gericht die Änderung des Verwaltungsakts durch Angabe der zu Unrecht berücksichtigten oder nicht berücksichtigten tatsächlichen oder rechtlichen Verhältnisse so bestimmen, daß die Behörde den Betrag auf Grund der Entscheidung errechnen kann. Die Behörde teilt den Beteiligten das Ergebnis der Neuberechnung unverzüglich formlos mit; nach Rechtskraft der Entscheidung ist der Verwaltungsakt mit dem geänderten Inhalt neu bekanntzugeben.

(3) Hält das Gericht eine weitere Sachaufklärung für erforderlich, kann es, ohne in der Sache selbst zu entscheiden, den Verwaltungsakt und den Widerspruchsbescheid aufheben, soweit nach Art oder Umfang die noch erforderlichen Ermittlungen erheblich sind und die Aufhebung auch unter Berücksichtigung der Belange der Beteiligten sachdienlich ist. Auf Antrag kann das Gericht bis zum Erlaß des neuen Verwaltungsakts eine einstweilige Regelung treffen, insbesondere bestimmen, daß Sicherheiten geleistet werden oder ganz oder zum Teil bestehen bleiben und Leistungen zunächst nicht zurückgewährt werden müssen. Der Beschluß kann jederzeit geändert oder aufgehoben werden. Eine Entscheidung nach Satz 1 kann nur binnen sechs Monaten seit Eingang der Akten der Behörde bei Gericht ergehen.

(4) Kann neben der Aufhebung eines Verwaltungsakts eine Leistung verlangt werden, so ist im gleichen Verfahren auch die Verurteilung zur Leistung zulässig.

(5) Soweit die Ablehnung oder Unterlassung des Verwaltungsakts rechtswidrig und der Kläger dadurch in seinen Rechten verletzt ist, spricht das Gericht die Verpflichtung der Verwaltungsbehörde aus, die beantragte Amtshandlung vorzunehmen, wenn die Sache spruchreif ist. Andernfalls spricht es die Verpflichtung aus, den Kläger unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts zu bescheiden.

(1) Der Arbeitgeber hat unter Zugrundelegung des Anhangs geeignete organisatorische Maßnahmen zu treffen oder geeignete Arbeitsmittel, insbesondere mechanische Ausrüstungen, einzusetzen, um manuelle Handhabungen von Lasten, die für die Beschäftigten eine Gefährdung für Sicherheit und Gesundheit, insbesondere der Lendenwirbelsäule mit sich bringen, zu vermeiden.

(2) Können diese manuellen Handhabungen von Lasten nicht vermieden werden, hat der Arbeitgeber bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen nach § 5 des Arbeitsschutzgesetzes die Arbeitsbedingungen insbesondere unter Zugrundelegung des Anhangs zu beurteilen. Aufgrund der Beurteilung hat der Arbeitgeber geeignete Maßnahmen zu treffen, damit eine Gefährdung von Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten möglichst gering gehalten wird.

(1) Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. Das gilt auch bei rechtsgestaltenden und feststellenden Verwaltungsakten sowie bei Verwaltungsakten mit Doppelwirkung (§ 80a).

(2) Die aufschiebende Wirkung entfällt nur

1.
bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten,
2.
bei unaufschiebbaren Anordnungen und Maßnahmen von Polizeivollzugsbeamten,
3.
in anderen durch Bundesgesetz oder für Landesrecht durch Landesgesetz vorgeschriebenen Fällen, insbesondere für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die Investitionen oder die Schaffung von Arbeitsplätzen betreffen,
3a.
für Widersprüche und Klagen Dritter gegen Verwaltungsakte, die die Zulassung von Vorhaben betreffend Bundesverkehrswege und Mobilfunknetze zum Gegenstand haben und die nicht unter Nummer 3 fallen,
4.
in den Fällen, in denen die sofortige Vollziehung im öffentlichen Interesse oder im überwiegenden Interesse eines Beteiligten von der Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, besonders angeordnet wird.
Die Länder können auch bestimmen, daß Rechtsbehelfe keine aufschiebende Wirkung haben, soweit sie sich gegen Maßnahmen richten, die in der Verwaltungsvollstreckung durch die Länder nach Bundesrecht getroffen werden.

(3) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ist das besondere Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts schriftlich zu begründen. Einer besonderen Begründung bedarf es nicht, wenn die Behörde bei Gefahr im Verzug, insbesondere bei drohenden Nachteilen für Leben, Gesundheit oder Eigentum vorsorglich eine als solche bezeichnete Notstandsmaßnahme im öffentlichen Interesse trifft.

(4) Die Behörde, die den Verwaltungsakt erlassen oder über den Widerspruch zu entscheiden hat, kann in den Fällen des Absatzes 2 die Vollziehung aussetzen, soweit nicht bundesgesetzlich etwas anderes bestimmt ist. Bei der Anforderung von öffentlichen Abgaben und Kosten kann sie die Vollziehung auch gegen Sicherheit aussetzen. Die Aussetzung soll bei öffentlichen Abgaben und Kosten erfolgen, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des angegriffenen Verwaltungsakts bestehen oder wenn die Vollziehung für den Abgaben- oder Kostenpflichtigen eine unbillige, nicht durch überwiegende öffentliche Interessen gebotene Härte zur Folge hätte.

(5) Auf Antrag kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung in den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 bis 3a ganz oder teilweise anordnen, im Falle des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 4 ganz oder teilweise wiederherstellen. Der Antrag ist schon vor Erhebung der Anfechtungsklage zulässig. Ist der Verwaltungsakt im Zeitpunkt der Entscheidung schon vollzogen, so kann das Gericht die Aufhebung der Vollziehung anordnen. Die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung kann von der Leistung einer Sicherheit oder von anderen Auflagen abhängig gemacht werden. Sie kann auch befristet werden.

(6) In den Fällen des Absatzes 2 Satz 1 Nummer 1 ist der Antrag nach Absatz 5 nur zulässig, wenn die Behörde einen Antrag auf Aussetzung der Vollziehung ganz oder zum Teil abgelehnt hat. Das gilt nicht, wenn

1.
die Behörde über den Antrag ohne Mitteilung eines zureichenden Grundes in angemessener Frist sachlich nicht entschieden hat oder
2.
eine Vollstreckung droht.

(7) Das Gericht der Hauptsache kann Beschlüsse über Anträge nach Absatz 5 jederzeit ändern oder aufheben. Jeder Beteiligte kann die Änderung oder Aufhebung wegen veränderter oder im ursprünglichen Verfahren ohne Verschulden nicht geltend gemachter Umstände beantragen.

(8) In dringenden Fällen kann der Vorsitzende entscheiden.

(1) Wenn ein Beteiligter teils obsiegt, teils unterliegt, so sind die Kosten gegeneinander aufzuheben oder verhältnismäßig zu teilen. Sind die Kosten gegeneinander aufgehoben, so fallen die Gerichtskosten jedem Teil zur Hälfte zur Last. Einem Beteiligten können die Kosten ganz auferlegt werden, wenn der andere nur zu einem geringen Teil unterlegen ist.

(2) Wer einen Antrag, eine Klage, ein Rechtsmittel oder einen anderen Rechtsbehelf zurücknimmt, hat die Kosten zu tragen.

(3) Kosten, die durch einen Antrag auf Wiedereinsetzung in den vorigen Stand entstehen, fallen dem Antragsteller zur Last.

(4) Kosten, die durch Verschulden eines Beteiligten entstanden sind, können diesem auferlegt werden.

(1) Soweit sich aus diesem Gesetz nichts anderes ergibt, gilt für die Vollstreckung das Achte Buch der Zivilprozeßordnung entsprechend. Vollstreckungsgericht ist das Gericht des ersten Rechtszugs.

(2) Urteile auf Anfechtungs- und Verpflichtungsklagen können nur wegen der Kosten für vorläufig vollstreckbar erklärt werden.

Für vorläufig vollstreckbar ohne Sicherheitsleistung sind zu erklären:

1.
Urteile, die auf Grund eines Anerkenntnisses oder eines Verzichts ergehen;
2.
Versäumnisurteile und Urteile nach Lage der Akten gegen die säumige Partei gemäß § 331a;
3.
Urteile, durch die gemäß § 341 der Einspruch als unzulässig verworfen wird;
4.
Urteile, die im Urkunden-, Wechsel- oder Scheckprozess erlassen werden;
5.
Urteile, die ein Vorbehaltsurteil, das im Urkunden-, Wechsel- oder Scheckprozess erlassen wurde, für vorbehaltlos erklären;
6.
Urteile, durch die Arreste oder einstweilige Verfügungen abgelehnt oder aufgehoben werden;
7.
Urteile in Streitigkeiten zwischen dem Vermieter und dem Mieter oder Untermieter von Wohnräumen oder anderen Räumen oder zwischen dem Mieter und dem Untermieter solcher Räume wegen Überlassung, Benutzung oder Räumung, wegen Fortsetzung des Mietverhältnisses über Wohnraum auf Grund der §§ 574 bis 574b des Bürgerlichen Gesetzbuchs sowie wegen Zurückhaltung der von dem Mieter oder dem Untermieter in die Mieträume eingebrachten Sachen;
8.
Urteile, die die Verpflichtung aussprechen, Unterhalt, Renten wegen Entziehung einer Unterhaltsforderung oder Renten wegen einer Verletzung des Körpers oder der Gesundheit zu entrichten, soweit sich die Verpflichtung auf die Zeit nach der Klageerhebung und auf das ihr vorausgehende letzte Vierteljahr bezieht;
9.
Urteile nach §§ 861, 862 des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf Wiedereinräumung des Besitzes oder auf Beseitigung oder Unterlassung einer Besitzstörung;
10.
Berufungsurteile in vermögensrechtlichen Streitigkeiten. Wird die Berufung durch Urteil oder Beschluss gemäß § 522 Absatz 2 zurückgewiesen, ist auszusprechen, dass das angefochtene Urteil ohne Sicherheitsleistung vorläufig vollstreckbar ist;
11.
andere Urteile in vermögensrechtlichen Streitigkeiten, wenn der Gegenstand der Verurteilung in der Hauptsache 1.250 Euro nicht übersteigt oder wenn nur die Entscheidung über die Kosten vollstreckbar ist und eine Vollstreckung im Wert von nicht mehr als 1.500 Euro ermöglicht.